#61

Liebe Maike,
au ja und am liebsten mindestens für 6 Wochen. Iceland like! Gegen die Welt begucken hab ich auch nichts. Liebend gern. Ich bin mir nur grad unsicher ob das in Corona – (Hoch) Zeiten so toll ist. Das wunderbare: Es ist nichts, was heut entschieden werden muss. Das könnt ich auch gar nicht. Mir fallen, was das Reisen angeht, plötzlich einige Abenteuer-Möglichkeiten ein. Silvester-Abend auf Island im Hotpot sitzend mit Blick auf die Polarlichter oder auf einem Kreuzfahrtschiff mit Melissa Etheridge und vielen anderen wunderbaren Musikerinnen. Raum nehmen oder Raum gönnen, scheint sehr nah beieinander. Und heute hat Raum gönnen ein stückweit die Nase vorn. Wohnmobil ab wann?

#62

Liebe Melanie,

Widerspruch kann ich gerade ganz und gar nicht ertragen. Kind macht mich kirre. Tobt wild herum, bremst den Fall vom Sofa mit dem Gesicht, hat ne dicke blutende Schramme unterm Auge und will sich nicht helfen lassen. Kalter Lappen gegen die massive Beule nee, Wunde saubermachen nee, Trost nee. Alleine sein nee, auf Mamas Arm nee, mal das Ausmaß der Verletzung ansehen lassen nee. Der ganze kleine Körper bäumt sich im Trotz auf und der Kopf ballert überall gegen. Das tut weh, aber Aufhören mit Aufbäumen nee. Oommm. Das geht irgendwann in bitte bitte über und dann kommt mein innerer Wahnsinn. Dieses Dagegensein erlebe ich als den fucking Inbegriff von schierer Destruktivität. Dann sitz ich irgendwann da und mir kommen erstickt die Tränen, weil nichts je wieder gut wird und ich daran wirlich gar nichts ändern kann. Und alle meine Bemühungen gereichen allerhöchstens zum plumpen Auflaufen auf die Wand. Darüber bin ich dann einfach nur dampfende Wut. Im Umgang mit Erwachsenen bin ich da wesentlich cooler. Mir doch egal. Die sind für sich allein verantwortlich. Da kann ich zur Not auch einfach weggehen, wenn es mir zu blöd wird. Aber bei der Lütten? Da ist zumindest adäquate Wundversorgung zu tätigen, da sie dies nicht allein kann und ich kann nicht weg. Oah, ich krieg noch hier beim Schreiben darüber instantane Ganzkörperkrätze, wenn ich nur an diesen vermaledeiten Nachmittag denke. Mein Vorschlag wäre, wir holen das Wohnmobil so, dass wir die Bar du Bois miterleben und danach in die Ferne schweifen.

#63

Liebe Maike,
den Moment des „nichts wird jemals wieder gut“ kann ich nachempfinden, auch wenn bei mir natürlich andere Begebenheiten zur dieser (Er)Kenntnis geführt haben und sicherlich auch noch zukünftig führen werden. Ich hoffe, nach einer Portion Schlaf sieht alles anders aus und die Schramm ist weniger schlimm als sie vielleicht aussieht. Ich bin heute wenig elanvoll unterwegs. Oh happy days! Sie zerren diesmal ungeheuerlich an meiner Energie. Die Nacht war entsprechend wenig erholsam. Unterleib, unterschwellige Übelkeit, Hitze und gefühlter Blutsturz. Der Tag wird heut lang. Leider. Aber hilft ja nichts auch dieser wird vorübergehen und ich weiß irgendwann setzt die Entspannung wieder. Dann wenn sich das ganze Körper-Dasein wieder normalisiert. Dann kommt nur noch die Müdigkeit zum tragen und die ist erträglicher. So´n bisschen so wie beim Kater-Dasein. Diese Zeilen diesmal ganz früh, denn die Energie wird nicht zu nehmen im Laufe des Tages. Wir sehen uns heut und das find ich schön.

#64

Liebe Melanie,

ich brech mir total einen ab und bin mir sicher, auch mit der folgenden Verschriftlichung der Tragweite der Empfindungen nicht gerecht werden zu können, die mich heute beschäftigen. Ich telefonierte heute morgen mit Thomas, der das Ostfalen Netzwerk in eine Corona-bedingte Duckhaltung geleitet und seine Mitarbeiter vorerst nicht weiter beschäftigen kann. Das jährlich erscheinende Magazin Inspiration Ostfalen entsteht unter anderem, weil Thomas mit unerschütterlich positiver und verbindener Grundhaltung die Menschen zusammenführt und zu einem Wirkungskreises vereint. So war ja auch ich zur Familie gestoßen und Veranstaltungs-Redakteurin des Ostfalen-Portals geworden. Letztlich aus tiefer Überzeugung, zu überregionalem Zusammenhalt beizutragen. Thomas hat heute zwar gemeint, dass wir uns erhalten bleiben und ich glaube nichts anderes. Ich weiss, es geht weiter. Mit Thomas bricht nichts einfach so ab. Dennoch bin ich erschüttert. Da ist etwas ins Wanken geraten, das mein Wirken in einen sinnhaften Gesamtzusammenhang stellt. Heisst in der schrägen Variante: Ich fürchte um das Aussterben der Jedi.

Und an diesem Punkt komm ich schwer aus der Schockstarre raus. Was ist mit der Welt, wenn dies nur der Anfang vom Ende war? Und zum ganz praktischen Teil: Wo gebe ich nun meinen Teil der force rein, um den Anfang vom Anfang zu machen? Möge die Macht mit uns sein.

#65

Liebe Maike, 
Ich stelle mich zur Wahl lautet der Titel des Seminars, welches ich am Wochenende besuche und vielleicht ist das mein persönlicher Anfang vom Anfang und gleichzeitig liegen mir deine Zeilen von Anfang vom Ende doch auch arg auf der Seele. Erschreckend wie Begebenheiten einfach plötzlich nicht mehr existent sind, weil die Menschen dahinter grad (warum auch immer) nicht mehr können. Corona hat da, fürchte ich, wirklich noch nicht bis ins kleine Detail vorhersehbare Auswirkungen und so bleibt es schätze ich erstmal viel beim Anfang vom Ende und gleichzeitig auch immer ein Anfang vom Anfang. Von daher ja - möge die Macht mit uns sein.

#66

Liebe Melanie,

und dann war doch auf einmal wieder so viel Familie am Wochenende, dass ich mir meine stille Stunde nicht genommen habe. Einen Tag ohne und ich habe das Gefühl, gar nicht mehr zu wissen, wo ich anfangen soll. Du scheinst das zu wissen und ich finde es gut, dass Du Dich zur Wahl stellst. Das ist dann wohl Sichtbarkeit und Positionierung zugleich.

Also, wo fang ich an? Nicht mehr für's Ostfalen-Netzwerk tätig zu sein, hat die Konsequenz, dass mir aus Sicht des Familienservice-Büros auch weniger Betreuungszeit für mein Kind zusteht. Den ganzen Platz bei den Tagesmamas ab Herbst möchte ich aber nicht hergeben. Ich brauche täglich mehr Zeit für mich. Warum hab ich dann ein Kind, wenn ich doch soviel Zeit für mich brauche? Höre da schon wieder seltsame imaginäre Stimmen. Ich bin beruflich noch lange nicht auf meiner glamourösen Einlaufgeraden. Da kommt noch was und das möchte ich aktiv steuern. Mehr Sport treiben, mich besser um mich kümmern, mich hingebungsvoll Themen widmen, die mich interessieren. Und schon wieder diese Stimmen: Was denkst du denn? Hat sich schon mal irgendjemand mit Kind selbst verwirklicht? Na, was ist es denn, das Dich interessiert? Dann mach doch das. Yeah, motherfuckers. Heute mal gefangen in der eigenen Rat- und Tatlosigkeit.

#67

Liebe Maike,
ich bin so bei dir. Selbst ohne Familie fällt es mir gerade schwer mir meine Zeit zu nehmen und dabei habe ich sie, wie ich finde, gerade dringend nötig. Ein Zeichen für mich, dass ich so dermaßen unrund laufe. Ich brauche einfach schlichtweg manchmal mein Allein sein. Und da Chapeau an dich, da hilft mir nicht eine Stunde. Das nichts machen müssen und ich meine wirklich nichts. Kein Termin (auch wenn privat und eigentlich schön) kein gar nichts. Es ist erst Dienstag und noch so viel Woche bis zum Wochenende übrig. Da wartet nämlich dann das nichts auf mich. Stimmen hab ich auch: Willst du das wirklich machen? Was ist denn los mit dir? Was interessiert denn? Ich bin allerdings heut eher in der eigenen Bocklosigkeit gefangen.

#68

Liebe Melanie,
es geht mir heute gar nicht gut mit mir. Ich bin ganz doll wütend auf mich, dass ich es nicht voreinander kriege, mein Leben so zu gestalten, dass ich nicht so unglücklich wäre. Ich sitze schön in irgendeiner gottverdammten Sackgasse und komme da nicht raus. Mir ist kalt. Ich habe die falsche Schokolade eingekauft. Vorhin sind mir die Nudeln angebrannt. Die Garage ist immer noch offen. Und das allerschlimmste: Ich habe heute drei tote Blaumeisen in dem dämlichen Baum-Netz gefunden, die sich da mit Appetit auf Kirschen verheddert haben und deren letzter Gedanke sowas gewesen sein muss wie Fuck, sehen die lecker aus. Ich will so nicht sterben. Ich will, dass zumindest die Garage zu ist. Und ich nicht diesen abartig körnigen Kardamom Fairtrade Schokoladenpelz auf dem Gaumen habe. Ich will die Welt sehen. Ich will mich absichtslos mit Leuten verbinden. Aufstehen, wenn die Sonne scheint und liegenbleiben, wenn es regnet.

Auf der Habenseite des heutigen Tages: Einige Kirschen habe ich geerntet, einige hab ich für die Vögel hängen lassen, das Netz habe ich abgeschnitten. Ich schäme mich, dass ich so gierig war. Was noch? Ich habe ein paar Rechnungen bezahlt und das Datum drauf notiert. Ich habe den Wintergarten gestaubsaugt und die Tomaten gewässert. Ich habe mir meinen Frust von der Seele geschrieben und bin vor 18 Uhr damit durch. Dann kann ich ja jetzt an die Steuererklärung gehen.

#69

Och, liebe Maike, das liest sich nicht wirklich schön und stimmt mich ein wenig traurig.
Ich hoffe, dass sich manches gelegt hat und du mit einem anderen Fühlen unterwegs bist. 
Vielleicht ein kleiner Lichtblick:
Ich bin heute und morgen in einem Workshop zum Thema Antidiskriminierung. Ziel: Aufbau eines Netzwerkes innerhalb der Stadt BS, um gemeinsam Anforderungen an eine Antidiskriminierungsstelle zu entwickeln, die im besten Fall nächstes Jahr an den Start geht. Es tut sich was und das an guter Stelle.
Wir dürfen gespannt sein, was passiert.

#70

Liebe Melanie,
heute hat mich schon wieder die Bullerei angehalten. Hatte eine Sprachnachricht beim Autofahren abgehört und dabei das Geschehen entrüstet kommentiert. Offenbar nicht innerlich, wie sich herausstellte. Rausgezogen haben sie mich auf der Anliegerstraße zwischen den Feldern hinter der Kaserne. Ich frage mich sowieso, wie der Polizist mich am Telefon gesehen haben will, so schnell wie ich an ihm vorbei war. War spät dran, ums Kind abzuholen, da hab ich entschieden auf dem Schleichweg Zeit reinzuholen. Der Clou: Ich hatte natürlich die Papiere nicht dabei. Also durfte ich tatsächlich zurück nach Hause fahren, um sie zu holen. Ich ärger mich zu Tode, dass ich tatsächlich wieder zum Streifenwagen zurück bin, ich Nase. Natürlich hab ich aber dem Kollegen in seinem Zivilfahrzeug vor der Gärtnerei gewunken, als ich dann das dritte mal wie ne Geistesgestörte vorbeigerast bin. Kind wartete ja immer noch. Da hätten sie mich im Grunde eigentlich wegen Eilsucht drankriegen müssen. Ham se aber nicht. Fast schon wieder bemerkenswert, wie schmerzbefreit in alle Richtungen der Ordnungshüter hier ist. Und ich mach mir Sorgen, um meine Verkehrsschludrigkeit. Es ist einfach nie genug Zeit, alles unter einen Hut zu kriegen. Da brauch ich die zwölf Minuten bis zu den Tagesmamas, um auch mal nur auf persönlicher Ebene Austausch zu pflegen. Das alles lässt mich betrübt bis nachdenklich zurück.

#71

Liebe Maike,
Ja, nie genug Zeit und deshalb gibt es gerade mal diese wenigen Worte von mir heut. Das Wochenende steht einfach im Zeichen des nichts tun. Getreu der Aussage meiner Frauenärztin: Alles kann nichts muss mehr. 

#72

Liebe Melanie,wir haben es geschafft: Das Wohnmobil ist gebucht. Wir fahrn weg. Hurrah! Mir ist sofort das Herz aufgegangen, als Deine Nachricht kam, dass es klappt. Ich gehe hier noch unter in meinen bekloppten Haushaltsaufgaben und dem ewigen Freiraum erkämpfen. Nur am Rödeln mit Dummi-Aufgaben. Das macht mich noch völlig weich in der Birne. (Sidenote: die Waschmaschine piept, Wäsche ist fertig. Danke für die Info. Jetzt Maul halten. Ich habs auf dem Schirm. Miep...miep... miep... geht das Mimimi weiter und weiter. Unbeirrt. Beratungsresistentes Genörgel? Da werd ich aggro.) Mein Kind hat einen leichten Schnupfen, da darf es laut Gesundheitsamt nicht in die Tageskindergruppe. Und schon wieder ausgebremst. Oder positiv formuliert: Und schon wieder eine wunderbare Gelegenheit, Gelassenheit zu üben und mit meinem Kind zusammen das Homeoffice zu rocken. Und schon wieder eine Gelegenheit, um Kreativität zu beweisen, Wohlwollen, Klarheit und nochmals Gelassenheit. Mein zweites Hurrah!  kommt mir etwas zähneknirschend über die Lippen. Braucht man diese beknackten Tugenden heutzutage überhaupt noch? (Sidenote: Jetzt fiept die Spülmaschine. Die ist besser erzogen. Nach fünf kleinen Tönen kommt nach einer Weile ein quittierendes So, bin jetzt auch mit fertigmelden fertig und mach mich aus. Das ist seltsam, aber das wars dann. Der Spülmaschine kann ich die kleine Zwangsstörung vergeben, da kann ich sogar leicht lächeln. Augenzwinkernd von Schussel zu Schussel.) Ja, also nochmal ein Versuch mit dem Hurrah? OK, leicht gezwungen, eher kleinlaut. Keine Lust auf Lernkurve. Und dann alle immer so: Jaaa, lebenslanges Lernen, jaddi jaddi. Was ja immer hilft ist der Sterbebett-Rückblick. Bereue ich es, wenn ich diese Haltungen nicht ordentlich gelernt habe? Grumpf, ja, fuck irgendwie schon. Na gut, also auf ein Neues.

#73

Liebe Maike,
juhuuu, wir haben Rolli! Ich freue mich sehr. Ich bin immer wieder erstaunt, wie ähnlich unsere Gemütszustände sind, auch wenn andere Ursachen dahinter stecken. Rödeln trifft es auch bei mir. Allerdings nicht Dummi-Aufgaben oder Haushalts-Geschichten. Das der Vorteil des Alleine-Lebens. Wenig Wäsche und wenn man viel unterwegs ist hält sich eine gewisse Grundordnung in der 4 Wänden doch recht lange. Ich hatte gestern mehrere Gespräche, die sicherlich noch nachwirken und bisher nicht abschließend verarbeitet sind. Kann man je Dinge/Begebenheiten abschließen die das Zwischenmenschliche streifen? Ich merke in dieser Fragestellung könnt ich jetzt Stunden verharren, aber darauf wollt ich gar nicht hinaus. Ich hänge an einem anderen Gedanken nach den Austausch-Sachen gestern. Zähle ich zu den Personen, die auch trotz des Lockdowns weiter gerödelt haben unter den krass anderen Bedingungen, die Energie, weil unbekannt, immens gezogen haben? Und bin ich deshalb grad so müde? Müde aber auch im Sinne von hab ich schon ausreichend praktiziert, kann ich, brauch ich nicht mehr, weiter. Und beim Weiter bin ich, denke ich, das des Wartens müde. Wo bleibt der Rest? Und gleichzeitig kann ich sagen, mir fehlt grad die Energie andere an dem Punkt abzuholen wo sie sich gerade befinden. Und schon wieder ploppt da was Intolerantes in mir auf. Ach, was freu ich mich auf 4 Wochen frei. Zeit für mich, Zeit mit Euch. Das wird ein Fest oder sollte besser sagen: Das werden Festwochen. *lach*

#74

Liebe Melanie,

es ist mir an Tagen wie heute, an denen wir schon persönlichen Austausch betrieben haben, manchmal zu künstlich, Dir dann noch zu schreiben. Ich tue es, weil ich Dir sagen möchte, wie sehr ich es genieße, dass ich Dir meine Gedanken und Empfindungen ungefiltert sagen kann und dann bewertungsfrei gehört werde. Mir fiel es heute bei unserem Dialog über die Wechseljahre auf. Die eine Beobachtung hast du auch schon gemacht, eine andere dafür nicht und so geht es mir auch. Es liegt so viel Nettotext vor bei uns. Es geht direkt zur Sache jenseits von keine Angst vor der eigenen Courage. Ich bin sehr glücklich, in Dir  eine Weggefährtin zu spüren. Schlaf gut. Dicker Kuss, Maike

#75

Liebe Maike,

ja das stimmt. Seltsam, ich habe das Gefühl, ich hab dir schon alles gesagt, was mich heute so bewegte und das unverblümt und echt. Das ist nicenicenice. Die Wechseljahre scheinen ihrem Namen alle Ehre zu machen und eben sehr wechselhaft zu sein. Schön, da einfach mal tacheless drüber reden zu können. Ich find die kacke! Das kann ich ja nun von dir so überhaupt gar gar nicht behaupten. Schön, dass es dich gibt und vielen lieben Dank das du mich an deinem Leben teilhaben lässt. Wieviel Tage bis zum Urlaub noch? Komm gut Heim! Liebe Umarmung, Mella

#76

Liebe Melanie, 

trotz des konstanten Ackerns am Wochenende und des nur auf den Beinen Seins, fühle ich mich erholt und mir tut weniger weh als sonst. Eine wichtige Erkenntnis: Ich vermisse es sehr, Gastgeber zu sein und Feste zu geben. Das ist auch etwas, das Micha und ich gern machen und das uns ein gutes Paargefühl gibt. Einer unserer Träume, dessen haben wir uns heute beim Aufräumen versichert, ist die gemeinsam bewirtschaftete Wohlfühl-Oase. Das Bauernhaus im Grünen mit Selbstversorgergarten und luftig leichten Seminarräumen. Gäste kommen und gehen und auf dem Gelände befindet sich der Hauptsitz meiner Stiftung für nachhaltiges, menschenfreundliches Miteinander. Alles kommt zusammen. Das wäre einfach großartig. Danke, dass Du da warst!

Kuss, Maike

#77

Liebe Maike,
ich habe es auch sehr genossen. Es war eine rundum um wohl-fühl Zeit mit lieben Menschen, tollen Gesprächen, leckerem Essen und ausreichend Getränken. Ich bin an dieser Stelle gar etwas beruhigt, das mir mein „Heimatbier“ noch schmeckt, habe ich doch seit dem nicht Rauchen häufiger die Erfahrung gemacht, dass dies nicht mehr für alle mir bekannten Biersorten gilt. Mir hat dieses wundervolle Wochenende einfach noch mal deutlich gemacht, wie urlaubsreif ich bin und wie sehr ich doch das Bedürfnis verspüre, mich endlich mal so gänzlich für länger aus der queeren Blase zu ziehen. Es scheint mir wichtig, um einfach mal wieder einen klareren neutralen Blick zu erhalten. Dabei durch anderen Input und Sichtweisen wieder anders „handlungsfähig“ zu werden. Zu sehr scheine ich gerade abgenervt von dem wenigen Voranschreiten der Community. Meine Luft ist zurzeit raus, so dass ich wenig motivierend oder auch inspirierend wirken kann. Dabei frage ich mich wozu auch? Da mag ich ja deinen Stiftungsgedanken. Und da ist er, ein kleiner Funken Input. Das gefällt mir und ich freu mich auf mehr. Nur noch schlappe zwei Wochen bis zum langersehnten Urlaub. Danke, dass ich am Wochenende dabei sein durfte. Es war ein Fest. Liebe Umarmung, Melanie

#78

Liebe Melanie,

 

der dröge Alltag ist im Kontrast zur gepflegten Ausnahmeerscheinung irgendwie doppelt ermüdend wie mir scheint. Das Blöde sind auch immer diese Tagträume dann, wenn erstmal neuer Input da war. Gestern abend zum Beispiel konnte ich nicht schlafen und habe nach Bauernhäusern im Internet geschaut. Ist nicht ganz billig alles. Gemessen an der Realität ganz schön frustrierend. So viel Unerledigtes, noch nicht Erreichtes. Kein Lottogewinn in erforderlicher Größenordnung in Sicht. Handwerkliche Fähigkeiten wegen Schneckentempo als mangelhaft eingestuft. Universeller Energielevel definitiv ein anderer als noch vor 10 Jahren. Aber das wäre ja das Konzept des Gästehauses. Nichts anderes wirklich tun, als in Ruhe Gemeinschaft zu schaffen. Mit Muße, Hirn und Herz. Naturverbunden. Und immer Besuch von inspirierenden Menschen, denen nur die nötige Knarze fehlt, ihre eigene Version von Menschengemeinschaft in die Welt zu bringen. Und die wahrscheinlich auch den ein oder anderen Input von uns gut gebrauchen können. Weil wir ja auch mit Herz und Hirn atmen und handeln. Und das angedachte immer nochmal auf den nächsten Level heben können. Oder bedarfsweise auf Machbarkeit runterbrechen. Pragmatische Visionäre. Powerduo. Wenn wir nicht zu sehr an der Kette gehalten werden. Wir sind, glaube ich, verdammt schlechte Hauskatzen. In diesem Sinne folgende Durchhalteparole bis zum Urlaub: Ist ja nicht mehr für lange. Umarmung, Maike

 

 PS: Bei MEINGRUNDEINKOMMEN lautet mein Vorhaben übrigens - und Achtung, es ist vier Jahre alt:

"Ich würde Freiräume schaffen, in denen Menschen sowohl in privaten als auch in beruflichen Austausch treten können. Der Spaß an der eigenen Arbeit wird so in eine Erholungszeit für die ganze Familie integriert und Menschen lernen, wie schön es ist, das Leben mit Gefühl zu genießen."

 

 PPS: Heute ist wieder Verlosung!

#79

Liebe Maike,
ist ja nicht mehr für lange! Katsching! Gemeinschaft hat definitiv was feines und mehr davon hätte ich grad gern. Gefühlt allein auf weiter Flur und doch mittendrin als Verbindungsstück, zweifle ich grad an meiner Fähigkeit, zusammenzubringen was zusammengehört. Offensichtlich komme ich mit meiner Art der Kommunikation nicht weiter und ehrlich weiß ich grad nicht wie es anders machen kann. Nicht auszuschließen, dass ich es grad auch nicht anders machen will. Ich weiß es ist verdammt schwierig, sich aus seiner Komfortzone zu bewegen, sich seinen eigenen Gewohnheiten entgegen zu setzen. Es kostet auch Energie und die habe ich grad nicht. Is ja nicht mehr für lang! Jede Person darf selbstverständlich für sich entscheiden, in wie weit sie sich bewegen mag. Aber ich empfinde es zunehmend als unverschämt, sich anderen Menschen dabei in den Weg zu stellen. Auch wenn ich weiß, dass es nicht so gewollt ist und auch nicht so empfunden wird, möchte ich, dass das Fühlen des Gegenübers respektiert wird. Ein nicht beachten hat auch was von sich in den Weg stellen. „Pragmatische Visionäre. Powerduo. Wenn wir nicht zu sehr an der Kette gehalten werden. Wir sind, glaube ich, verdammt schlechte Hauskatzen.“ – JA! Folgender (mit dir mühsamer erarbeiter) Satz kommt mir plötzlich: „Meine Struktur ist das Netz und der doppelte Boden meine Intuition. Ich fasse schnell auf und handle vorausschauend. Ich arbeite verantwortungsbewusst und erfreue mich an nachhaltiger Arbeit.“
So ist es immer noch und dennoch auch anders.

#80

Liebe Melanie,

manchmal sind einfach auch mal nur die anderen Schuld. Sich verbiegen war noch nie wirklich förderlich für die Gesundheit. Und schon drischt eine Phrase bereits die nächste.

Ich verstehe Dich da mit der erlebten Unverschämtheit. Geht mir ähnlich. Ey, wie fucking lange muss man mich auf Gefahren unterm Fuß aufmerksam machen, bis ich meinen Holzweg sehe, auf dem ich mir bereits beständig Splitter hole? Dann ist doch gut, wenn dann da einer ist, der sich nicht nur entnervt über die eigene Blödheit abkehrt, sondern weiterhin die Gefahrenlage konstatiert. Den ich fragen kann, was genau er meint. Den ich bitten kann, mir nochmal anders zu erzählen, was er weiss, was ich aber nicht sehen kann. Blinde Flecken haben wir wohl alle. Nur sich blind den blinden Flecken gegenüber zu halten ist wohl ein echter Ignoranz-Luxus. Ich habe auf jeden Fall immer weniger Bock auf die Sich-Selbst-in-Frage-Stell-Verweigerer. Die sprengen mein Empfinden von Luxus - sich weiterentwickeln zu dürfen. In diesem Sinne, einen schönen Abend noch! Kuss, Maike