#141

Ach, Spieki
mein Kopf rattert in einer schwer erträglichen Geschwindigkeit. Mein Erleben in den letzten Tagen, meine Begegnungen und auch deine Beschreibungen lassen mich sowas von unruhig laufen gerade. Und ich kenne dieses Gefühl und ich mag es nicht. Wir hatten es kürzlich vom nervös sein und das ist ähnlich. Nervös sein kann ich auch nicht leiden. Vielleicht liegt es daran, dass beides Empfinden im Grunde mit was Neuem einher geht und damit verbunden: Moment! Wie schreibst du so treffend: "Die tiefe, menschlich einprogrammierte Furcht vor dem Unbekannten." Getreu dem Motto: Ich weiß nicht, was ich denke, bevor ich nicht höre, was ich sage" habe ich mir, das mit dem Unbekannten, eben ganz oft laut gesagt (Randnotiz: Ob mich meine Katzen eigentlich für bescheuert halten?) Das ist es nicht, also nicht maßgeblich. Die Furcht sitzt da bei mir an anderer Stelle. Aktuell zumindest! Zwei Anhaltspunkte machen sich auf: Ich habe gekündigt, ohne was Neues zu haben und daran geknüpft, denke ich u.a.: Bist du eigentlich total bescheuert? Wie konntest du nur? usw. Versagensangst würde ich meinen. Nicht neu! Ich schreibe "nicht neu" und bin mir unsicher, ob es das tatsächlich ist. Denn wie hast du so treffend beschrieben? "Gut trainiertes Verhalten, das sich viel zu häufig maskiert" Und ich schätze, darin besteht gerade meine Furcht. Ich weiss um meine Muster und bin mir unsicher, ob mich wirklich das Neue bewegt oder ob es nicht was Altes ist, was mich beschäftigt. Anstrengend. Ich vermiss jetzt grad dein Hinterfragen. Dich als Coach quasi. Deine Fragerei, kann meiner Ratterei immer noch was Positives abgewinnen. Das gelingt mir allein deutlich langsamer. Bumtäh! Altes Muster - Ungeduld oder einfach auch Bequemheit. Apropos bequem - ich sollte in die Gänge kommen und mich in den Arbeitstag begeben. Is ja nicht mehr für lang. Halt mich, Maike

#142

"Liebe Melanie,

Dein Bild hier zaubert mir direkt ein wohliges Gefühl in mein Herz."

 

Oh, ich sehe, ich hatte die Tage bereits begonnen, Dir zu schreiben. Seit dem wohligen Gefühl ist schon wieder so viel passiert, obwohl im Grunde rein GAR nichts passiert ist. Aber von vorne.

Ab heute morgen sind nun die Schotten also wieder dicht. Ist das nicht verrückt? Ich bin in eine Art fatalistische Akzeptanz der Umstände geraten, der mich einfach hinnehmen lässt, dass auch das Kind wieder zu Hause ist und ich wieder Vollzeitmama bin. Diese Perspektive hinterlässt bei mir gerade nur noch ein müdes Achselzucken. Pfff... Es ist eh dunkel draußen, was soll ich denn dann in der Welt rumschietern? Ich habe beschlossen, die Zeit der 'Einkehr' für coole Drinnenaktivitäten zu nutzen und mich nicht von dem ganzen Gebabel da draußen anfassen zu lassen. Der Mann und ich haben uns einer Latin-Dance-Challenge verschrieben. Wir sind Opfer der Figure-8-Bewegung geworden. Sexy Dance-Moves gegen den Winterblues und das Hüftpolster. Heute ist bereits Tag 6 und wir haben wirklich jeden Abend Salsa, Merengue und Samba-Hüftschwünge und Stierkämpferposen geprobt. Verzweifelte Lacher inklusive, wenn Dance-Instructor Jaana Kunitz lakonisch erklärt:"Why Olè? Because it's so much fun to do." Kind hat keinen Bock auf unsern Altersheim-Sport und guckt sich währenddessen Bilderbücher an, die sie fein säuberlich aufstapelt, wenn das Buch fertig angeguckt ist. Jeder Jeck ist anders. Genauso wie jede Kryptowährung anders ist und ich längst den Überblick verloren habe. Es kristallisieren sich aber dann doch wiederkehrende Muster heraus. Da gibt es Tokens, die ich sympatischer finde und welche, bei denen mein Interesse einfach nicht geweckt wird. Ich hatte zu allem Überfluss ja begonnen, in meiner CryptoWallet mit echter Kohle zu zocken und auf steigende Kurse zu spekulieren. Das ist im Grunde schon Sport genug - bringt meine Eingeweide tierisch in Wallung. Besonders, wenn die Kurse mal wieder fallen. Wenn sie steigen, ertappe ich mich ganz häufig bei dem Gedanken: Jo, so ist recht. Wenn sie fallen, ist im Grunde die Frage nur: mehr kaufen oder einfach abwarten?  Schlimmes Zockerhirn, das ich da habe. Wusste ich gar nicht. Ich dachte immer, ich sei nicht risikofreudig. Wer hat da einen Schalter umgelegt? Vielleicht heisst es deswegen "Wallet" - wegen "Wallung". Naja, wie dem auch sei, strukturiertes Anlagemanagement sieht wahrscheinlich anders aus, und jeder Anfänger holt sich wahrscheinlich eine blutige Nase. So auch ich. Die Kurse klettern gerade wieder und ich hoffe, zumindest meinen Einsatz wieder raus zu bekommen. Aber das ist auch gar nicht das, was mich beschäftigt. Ich habe mich vorgestern in einem Online-Bass-Kurs angemeldet. Ohne wirklich auf den Preis zu gucken und ohne wirklich nachzudenken. Die Lehrerin kann - wie alle Künstler:innen derzeit - nicht auftreten und gibt dann eben online Bass-Unterricht für Anfänger. OK, Kreditkarte ist belastet, ich habe bisher aber immer noch keinen Schnall wann es wie genau los geht. Und ob! Bisher keine Bestätigungsmail. Alles, was ich weiss ist, dass die gute Dame in Los Angeles sitzt. Wann wird denn so ein Bass-Unterricht stattfinden? Vielleicht abends um 18 Uhr? Dann ist es bei uns 3 Uhr morgens. SEEEHR geil. Nutze ich endlich mal die toten Stunden, in denen ich sonst nicht schlafen kann. Also wirklich geil durchdacht ist das alles nicht, ist aber auch nicht schlimm, weil ist Lockdown, Ausnahmeszustand und - siehe oben - sowieso nicht zu ändern. Vielleicht ist das Traden morgens um 1 auch lohnenswerter? Man weiss allgemein zu wenig. Ich kann auf jeden Fall nicht wirklich fassen, dass ich hoffentlich bald Bass-Schülerin von keiner geringeren Ikone als Nik West sein könnte. Das fühlt sich unwirklich, aber irgendwie richtig an. Schauen wir mal, wann mir das alles um die Ohren fliegt. Vielleicht nie. Das wäre großartig. Wenn doch (siehe Zocken): leave it, love it or change it.

In diesem Sinne einen fröhlichen Lockdownbeginn. Dicker Kuss, Maike

 

#143

Herrlich, was hat sich mit Nik West ergeben? Abgefahren und ich erinnere mich, dass die Idee des Bassspielens schon lange in dir schlummert. Wie war das mit den „Fetten Bombetten“?

 

Und hier ey, Kacke, Lockdown, die 2.. Ich weiß da nicht so recht, wie ich mein Empfinden beschreiben soll. Es nervt und das Wissen um was es bedeutet, macht es nicht einfacher. Die Angst oder die Unsicherheit aus dem ersten Lockdown ist gewichen. Stattdessen macht sich eine Art Gleichgültigkeit breit oder wie du es beschreibst „Akzeptanz der Umstände“ und dabei sträubt sich alles in mir gegen eine Art der Akzeptanz, aber es nützt nix. Ich könnte mich aufregen über nicht logische Maßnahmen oder what ever. Aber letztendlich wäre es Energieverschwendung. Die Energie nutz ich lieber für mich. 2021 wird anders und ich glaube es ist verdammt lange her, dass ich im Dezember so entspannt bis ausgeruht unterwegs war. Und diese Ruhe in mir oder auch mit mir fühlt sich gut an.

 

Was ich wohl als nächstes beruflich machen werde. Ich habe da eine Art Urvertrauen in mich, dass ich an dieser Stelle auch ganz relax weiteratme. Mein neuer Job und ich, wir werden uns begegnen und uns freuen einander getroffen zu haben. Bis dahin bleibe ich in Bewegung und bin glücklich darüber, was und vor allem wer mir begegnet bzw. mich begleitet. Ein kleines Resümee mit Blick auf den VSE. Ich bin dem VSE für die Kontakte, die entstanden sind - und das ja oft mit freundschaftlichen Zügen - sehr dankbar. Spannend auch zu erfahren, wie mich Menschen im beruflichen Kontext wahrnehmen. Vielseitig, bunt. Das stimmt wohl. Vorzugeben etwas zu sein, war nie mein Ding. Ich mach mein Ding trifft es wohl eher. Ich weiß gar nicht warum ich das grad so schreibe. Ich wollte eigentlich was anderes erzählen. In meinem entspannt sein Kommen mir wieder viele Erinnerungen in den Sinn. Kürzlich als ich Let me go von Melissa hörte (cooler Bass btw.;)) dachte ich daran, wie sie 1996 in Berlin unser eigens für sie gebatikte Hemd auf der Bühne trug oder wir in Zusammenarbeit mit ihrer damaligen Plattenfirma eine Fan-Page ins Leben riefen. Abgefahren und auch wenn mein Werdegang sehr bunt erscheint, ist da auch ein Art Kontinuität, irgendwie. Was meinst du? Du kennst mich ja nun auch schon ne Weile.

 

Zum Ende noch kurz, dann fahre ich mal flux meine Nachbarin zum Arzt, Crypto ist arg kryptisch. *lach* Komm gut durch den Tag. Nicht mehr lang und die Tage werden wieder länger. Der 22. Alle Jahre wieder der Tag im Dezember für mich. Drück dich, liebe Maike

 

#144

Liebe Melanie,

Du bist so fern. Ja, der Lockdown hüt' die Schaf. Ja, der Bitcoin kletterts Bäumelein und ich bin zumindest schuldenfrei. Anfängerfehler ausgemerzt. So macht das Zocken Spaß.

Und auch sonst ist alles total konfus und unüberschaubar. Dazu ein schönes Beispiel: Gestern kam der Steuerbescheid per Post. Wir haben nicht schlecht gestaunt. Wie kann das alles sein? Keiner von uns hatte die fein säuberlich unter immensen Qualen zusammengesuchten, ausgedruckten und unterschriebenen Unterlagen letztlich jemals irgendwohin geschickt. Die liegen hier noch zu Hause auf meinem Schreibtisch. Gibt sogar ein wenig Geld zurück vom Staat. Die sind hier auf Zack in Delmenhorst.

Jaja, diese Sachen, die passieren ohne viel dazu zu tun. Die gute Nik hab ich dann einfach mal per Mail angeschrieben, weil nicht wirklich was kam. Und siehe, sie sah mich im System und ich krichte den Link zur Student Area nochmal zugesendet. Und dann war da dieses "See you tomorrow at 10." Äh, warte, von wann ist die Mail? Heute, 4:50 Uhr. Äh, Moment, wann also treffen wir uns? Nochmal von vorne. 4:50 Uhr meine Zeit ist auf jeden Fall gestern bei ihr. Also treffen wir uns heute! Wie spät ist denn 10am bei mir? Huch, 19 Uhr, das ist in einer halben Stunde. Gut, dass ich die Mail nochmal gelesen habe und nicht nur den Link aktiviert habe. Ein Zoom-Meeting mit allen, die auch in diesen Kurs gekommen sind. Eine sehr bunte Truppe. Vorwiegend Amerika, aber auch Irland, Niederlande, Schweden. Im Grunde ist es eine Riesensache. Wieso fühlt es sich für mich so normal an? Ich lerne jetzt dann halt Bass und hab ne Lehrerin in LA. Für mich heisst das üben, üben, üben und für den Lernweg heisst das online kommunizieren und Audiofiles und Videos rüberschicken, damit sie sich das anhören und kommentieren kann. Ich finde es wirklich großartig, dass sie sich die gottverdammte Mühe gibt, diesen Kurs zu wuppen. Das allein ist der Hammer. Auf Instagram sagt sie, dass sie Freudentränen weinte, als sie uns alle sah. "This made my whole 2020", so sachte sie. Und ich kann nicht glauben, dass sie sich da was erfüllt, wo sie bisher so wirkte, als hätte sie schon alles. Ich weiss, schräg. Und so schön. Gut zu wissen, dass auch meine Bass-Lehrerin sich genau so wie wir alle irgendwie durchschlägt und ihrem Herzen folgt. Und dass dieses Jahr auch andere Menschen besonders fordert.

Die Nik. Und ihr durchweg sympathischer Ehemann, der gestern auch immer mal wieder durch das Zoom Meeting geturnt ist. Wie machen die das, so mühelos zu wirken? Ich versteh so manches im Leben nicht. Ich kann übrigens bei den sommerlichen Temperaturen da draußen zum Beispiel gar nicht glauben, dass es in ein paar Tagen bereits Weihnachten ist.

Meine Liebe, es wird sich alles finden. Wahrscheinlich geht es schneller, als wir denken. Ich drücke Dich lieb, Maike

#145

Guten, liebste Maike,

ich bin in Duisburg angekommen und mit Zocken kann ich zur Abwechslung auch mal dienen. Tipperei geht immer so wundervoll mit meinem Papa. Fußball, Pokal, Eintracht-Dortmund, 17,5 Quote, jeder nen 10er. Vor meinem geistigen Auge malte ich mir aus, was ich denn mit dem 17,5 fachen Gewinn tun werde. Ans Tierheim spenden so mein Ergebnis, nachdem ich die Tage etwas darüber las, dass immer mehr Menschen sich kein Spezialfutter, Medikamente oder ähnliches für ihre Vierbeiner leisten können und mitunter selbst auf Essen verzichten. Die Tierliebe kann ich sowas von nachfühlen, wurde sie mir quasi in die Wiege gelegt. Eintracht ist leider aus dem Pokal geflogen und mein Papa und ich gehen leer aus. Außer Spesen nix gewesen - Katsching. Ungeachtet dessen werde ich beim nächsten Einkauf das Katzenfuttersortiment erweitern und spezielles Futter besorgen, um es dem Tierheim zu geben. Corona und die Folgen! Ich möchte gar nicht wissen, wohin das alles noch führt. Ich merke, wie es mich, je nach eigener Stimmungslage, mal mehr mal weniger sorgt.

Meine Mama und ich wir begegneten uns um 7.45 Uhr in der Küche und waren uns einig. Wir möchten beide gerne mal wieder entspannt bis 9 oder 10 Uhr schlafen. Meine neueste Theorie dazu: Ich bin einfach zu ausgeruht, das Hirn zu wenig gefordert, als das ich stundenlange Schlafphasen zur Regeneration benötige.

Du hast deine Nik und ich für mich habe das Hypnose-Dasein wieder entdeckt. Der Trance-Zustand fühlt sich einfach genial an. Sowas Wohliges, Sicheres, Entspanntes und komm, letzendlich machen wir uns unser Hirn viel zu wenig zu nutzen und unser Unterbewußtsein kann echt so Einiges. Auf in die Zukunft sag ich mal, wa? Es findet sich, da stimm ich dir zu. Ich werde mir jetzt ne Banane zum Frühstück schnappen, mir Lauf-Klamotten überziehen und mich Richtung Landschaftspark begeben. Hach, der Pott ist schon schön und ja, wir haben hier Bäume. *zwinker*. Viel Spaß bei den Weihnachtsvorbereitungen. Bestimmt bringt der Weihnachtsmann ein kleines und ein großes Geschenk. Hab dich lieb, Mella

P.S. Mein Schwesterherz begleitet mich mit dem Fahrrad. Noch ist trocken. Ey, übrigens eher Frühling draußen als Winter. Von wegen! Wann wird´s mal wieder richtig Sommer? Wann wirds mal wieder richtig Winter?

#146

Oh, Mella, wieder reinkommen in das alles, ich bin immer so raus, wenn ich mal mit irgendwas aufhöre. Daher wieder der Telegramm-Stil. Sonst komm ich ja zu nix. Also:

1. Die Feiertage waren eine einzige langgestreckte Übung in Geduld mit anderen Menschen inklusive mir selbst. Ich bin total aus der Übung. Ich hab unser aller Beisammensein so sehr mit Freude antizipiert und dann war das auch wirklich schön, sich so ganz alltäglich zu begegnen. Und dennoch, trotz wirklich umgesetzter Plan- und Ereignislosigkeit fühle ich mich gestresst. Am allermeisten von - und jetzt kommt das unerklärliche Paradoxon - der Anwesenheit genau der Menschen, die ich so gern sehen wollte. Also Dich mal ausgenommen. Denn wir sehen uns ja gerade und es ist wunderbar. Da kann ich wahrscheinlich noch am allerehesten ich selbst sein.

2. Die Feiertage sind rum, wir haben heute die gesamte Weihnachtsdeko und den Weihnachtsspirit aus der Wohnung geworfen, alles archiviert und für das nächste Weihnachten vorbereitet. Jetzt kommt ja auch erstmal der Winter und dann der Frühling und dann sehen wir weiter. Lockdowntechnisch wird das alles keine Rolle spielen. Bitter, aber es ist gut, soviele Knast-Serien gebingwatched zu haben. Da kann ich mich ganz gut einfinden in die gerade bestehende und am Knast gemessene äußerst komfortable Isolationshaft. Eine weitere Kernkompetenz: Schnell für Komfortzone sorgen zu können. Obwohl ich heute morgen echt die Krise krichte. Dazu siehe 6.), jetzt erstmal ein kleiner Einschub.

3.Ich verstehe in all dem ganzen Pandemie-Leben eines mal Nullkommanull, nämlich das, was sich die Harztouristen so denken. Alter, jetzt mal ehrlich: Bleibt doch einfach auch mal mit dem Arsch zu Hause wie der Rest von uns Pappnasen. Das ist doch nun nicht ganz so schwer, oder? Da habe ich mittlerweile einfach mal überhaupt kein Verständnis für. Manchmal muss man eben mal zurückstecken zum Wohle aller. Ich verstehe diesen Egoismus nicht. Zu Hause bleiben heisst nun mal glasklar zu Hause bleiben. Was genau ist dran missverständlich? Und wenn ich merke, ich gerate in einen Stau auf dem Weg dahin oder es ist alles echt voll, spätestens dann kehr ich doch um, oder nicht? Ich raffs nicht.

4. Zum Bassspielen bin ich noch nicht wirklich gekommen. Meine Klasse lädt fleissig ihre Übungsvideos in unsere Facebookgruppe hoch und ich habe mich noch gar nicht wirklich gekümmert. Ich fühle mich weit abgeschlagen und schlecht. Heute abend geht es los. Ich checke mal die Videos, die Nik für uns hochgeladen hat. Dann werde ich weitersehen. Die geben ihren Instrumenten alle Namen. Ich fühle mich etwas unwohl bei dieser Art von Gruppendruck. Es sind aber echt witzige Nasen dabei.

5. Wir haben die Küche umgeräumt. Es ist jetzt mehr Platz in der Mitte, wo die Kühl-Gefiersache stand. Ein Regal ist rausgeflogen, da passt die Kühl-Gefriergeschichte jetzt an genau die Wand, wo es stand und wo es stand ist eine Wand frei. Ich will auch ein schönes Bild in der Küche hängen haben.

6. Heute morgen hatte ich das Gefühl, es ist zum zweiten mal hintereinander Sonntag, obwohl erst Samstag ist (glaube ich...). Und dann ist morgen schon wieder Sonntag. Boa, damit gings mir richtig schlecht. Nochmal Sonntag, dachte ich, das vertrage ich nicht. Zuviel Sonntag, zuviel Abgehänge, zuwenig Struktur, zuviel Verlotterung. Ich habe echt Schiss davor arbeitslos zu sein, glaube ich. Es muss wieder Struktur rein. Ich bau mir in den nächsten Wochen was intrinsisches. Das muss auf jeden Fall sein.

Soooo, nun ist der Anfang wieder getan. Ich hab Dich lieb, Dein Meditations-Impuls fruchtet bei mir.

Kuss, Maike

 

#147

 

Liebe Maike,

 

das ist alles was. Was jetzt? Ich weiß auch nicht so genau. Schön ist irgendwie anders und ich empfinde dieses corona-bedingte eingeschränkt sein zunehmend anstrengend. Überleg mal, wie wir mit #unszumutbarkeiten gestartet sind. Wollten wir nicht einfach aufzeigen, dass noch Lebendigkeit im Onkel Emma zu finden ist, auch wenn der Ort selbst geschlossen sein muss? Mir scheint es verdammt lange her zu sein und ich sitze wiederholt, immer noch? Wer weiß das schon so genau? Wieder allein in der Echternstr.! Und rückblickend ist viel passiert auch wenn gar viel passiert ist. Absurd! Ich habe einen Kalender zu Weihnachten bekommen und da las ich gestern folgendes von Annemarie Pieper: „In unserem Streben nach Selbstbestimmung geht allzu leicht vergessen, dass Freiheit zwingend mit Verantwortung einhergeht. Das eine bedingt das andere.“ Ich glaube nicht, dass die Philosophin das mit Blick auf die Pandemie zum Ausdruck brachte, aber ich finde diese Aussage mit Blick auf die neuesten Verschärfungen so treffend. Aber natürlich nicht nur darauf bezogen und so wünsche ich mir, dass sich der eine oder andere Mensch dieses einfach mal, wie sagt man so schön, auf der Zunge zergehen lässt. Katsching!

 

Ich bin im Final-Countdown, was die Arbeitsstelle angeht und die Zweifel, ob meine Entscheidung zu kündigen klug war, weicht der Freude über die Freiheit oder anders: Ich kann es mittlerweile kaum erwarten, wenn ich ehrlich bin. Menschlich, oder? Immerhin ist mein Entschluss zu gehen mit meinem Kündigungsschreiben vor knapp 3 Monaten getroffen worden. Ist jetzt auch gut. Auf zu neuen Ufern. Das aus dem Mund einer Lesbe auch lustig, oder? lach

 

Ich freu mich auf das, was da kommt und aufs Tanzen. Ich will tanzen. Tanz doch? Nein, das mein ich nicht. Party, Tanzfläche, Menschen, Mucke, Licht, tanzen. Also ich sehne mich nach dem komplett-Paket. Apropos Sehnsucht! Sauna können wir wohl noch eine Weile knicken.

 

Ich habe bei einem mobilen Sauna-Verleiher angefragt und lade mich um meinem Geburtstag (hoffentlich mit einem Sauna-Fass) herum bei euch ein. Drück die Daumen, dass die Sauna klar geht.

 

So. Fröhlich weitermachen. Kuss, Mella

 

#148

Liebe Melanie,

die Tage rasen in einem Affentempo dahin, ich komme gar nicht hinterher. Amerika brennt und wird immer bescheuerter, mein Umfeld wird skurril. Da stand doch vorhin mein Vermieter bei uns auf dem Grundstück, sägte klitzekleine Äste von beliebigen Bäumen ab und skandierte über Merkels Raute als ein klares Zeichen der Verbundenheit mit den Rothschilds und Rockefellers dieser Welt und leitete glasklar daraus ab, dass die Pandemie erfunden sein muss. Warum? Naja, weil die Wirtschaft gegen die Wand gefahren werden muss. Und warum? Naja, damit die Banken, die sich vollständig verkalkuliert haben und nur noch Geld drucken, nun auch wieder eine reale Chance haben, Geld verleihen zu können, um Zinsen einzutreiben.

Meine Nachbarn hatten kürzlich einen Besuch von zwei Parteigenossen, die ausgesprochen freundlich daher kamen und ein Neujahrsgeschenk in Nachbars Abwesenheit an deren Tür baumselten. Ich gebe zu, ich habe genuscht. Das ist nicht fein. Mir stockte der Atem, als ich las: Liebes Parteimitglied, blablabla neues Jahr, neues Glück.... Dein AfD-Ortsverband. Da werde ich bei Gelegenheit einfach mal nachhaken, ob ich mich nicht verguckt habe. Der Schreck sitzt mir aber echt immer noch in den Knochen. Das hätte ich eher nicht vermutet. Ich weiss noch nicht, was das für uns hier bedeutet. Mein Gefühl ist seit geraumer Zeit: "Wir müssen hier weg." Kennst Du dieses Gefühl, wenn sich alles so anfühlt, als würde im Film eine Zeitlupe von einer sich anbahnenden Katastrophe gezeigt? Unausweichlicher Kollaps. Selbstbestimmung, Freiheit, Verantwortung. Und je nach Filmgenre geht in dieser Zeitlupe alles hops oder die Heldenfigur (gendergerecht - ShoutOut und Gratulation an den Duden, der unlängst einen wichtigen Schritt auf dem Feld "Sprache schafft Wirklichkeit" gegangen ist - Stichwort Aufheben des generischen Maskulinums) kricht den Dreh mit völligem Outside-the-Box-Wahnsinn. Bei komplexeren Produktionen wie zum Beispiel dem Leben selbst, wird alles in einer unerträglichen größtmöglichen Ambivalenz in alle Ewigkeit so weitergehen.

Und da haben wir wieder eine nächste anspruchsvolle Aufgabe: Be the Superhero you längst are. Was mir derzeit mit am leichtesten fällt, ist es meinen direkten Mitmenschen mit Liebe und Herzenswärme zu begegnen. Da weiss ich wenigstens: Das ist nie weg (wie Micha sagt). Will wahrscheinlich heißen: Never goes out of style. Was auf jeden Fall gut zu beobachten ist: die Anzahl meiner direkten Mitmenschen geht asymptotisch gegen sehr sehr wenige. Und da weiss ich noch nicht so genau, wie ich das finden soll. Mal weiter beobachten.

Ich habe Dich lieb und finde es sehr schade, dass wir im Kontakt gerade nicht so können, wie wir eigentlich wollen.

Kuss, Maike

#149

Liebe Maike,

 

und wie die Tage dahin rasen. Das Ende beim VSE naht und so langsam kann ich es auch kaum erwarten. Meine Kündigung liegt nun gut 3 Monate zurück, so dass ich mich mittlerweile sehr wohl und gut mit meinem Wehmut in der Hinsicht auseinandergesetzt und im Grunde abgehakt habe. Was bleibt ist die (Vor)Freude über die gewonnene Freiheit und Zeit. Loslassen und weiterziehen ist angesagt.

Freiheit ist natürlich unter Pandemie-Bedingungen so eine Sache. Die Einschränkungen werden zunehmend weniger erträglich. Aktuell fehlt mir ganz klar die Perspektive, dass es sich in greifbarer Zukunft ändert. Ich merke, wie sich eine gewisse Affinität zum Wahnsinn breit macht und wenn ich deine Zeilen zu deiner Nachbarschaft lese, offensichtlich nicht nur bei mir.

Warst Du es, die mir mal Sophie Hunger hörbar gemacht hat? Auf jeden Fall meint sie wohl: „Sehnsucht ist ein starker Energielieferant.“ Ehrlich, das kann ich nicht bestätigen. Vielleicht sind es bei mir mittlerweile auch einfach zu viele Sehnsüchte, die sich breitmachen. Ich berichte oft von meinen Träumen, die sehr real sind und in denen ich es tatsächlich schaffe, mir das eine oder andere Sehnsuchtsgefühl zu befriedigen. Ich glaube ich bin Klarträumerin und möchte dem noch weiter auf den Grund gehen. Theoretisch kann man im Traum lernen.

Auf den Grund gehen ein Stichwort, was mich zu der „never ending story“ meiner Wohnung bringt. Schimmelbefall, ich berichtete. Ich berichtete auch davon, dass sich seit geraumer Zeit mein Nasenapparat nicht so 100pro fit anfühlt. Ich schob es auf Heizungsluft und Co zur Winterzeit und begann freiwillig vorbeugend das alltägliche Inhalieren. Die Schimmelbildung lässt mich zweifeln und ich dachte mir: „Lass den HNO mal schauen. Besser ist“. Verständlicher Weise schaut der HNO nicht ohne negativen Corona-Test in die Tiefen der Nebenhöhlen. Einen solchen Test darf ich nun am Montag machen. Seit gestern fühle ich mich verschnupfter und ich kann mich nicht frei machen von dem Gedanken, dass ein solcher Test auch positiv ausfallen kann. Dabei wäre das größte Ärgernis für mich, dass ich den Termin in Sachen Schimmelbeseitigung in der Woche absagen müsste. Damn!

Ich weiß, es macht wenig Sinn sich, um ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen und so mach erstmal fröhlich weiter. Was Dir das Bassspielen ist, ist mir der Sport. Und nun bin ich Besitzerin einer weiteren Gewichtsmanschette (bis 2,5 KG). Damit kann ich Sachen (Kraft)Training locker einige Stufen drauflegen. Heute aber nicht mehr. Ich nehme jetzt nen Erkältungsbad. Ich vermisse Euch! Liebe Umarmung, Mella

 

#150

Liebe Melanie, es reichte der Blick in die Nachrichtenübersicht, um mich neu zu kalibrieren. Wie verrückt das alles um uns herum gerade ist. Ey, überleg mal, dass es der Tagespresse eine Meldung wert war, dass die Polizei eine Geburtstagsfeier mit 12 Leuten gesprengt hat und die beteiligten Menschen nun Buße tun. Ich musste sehr lachen, als es im Text hieß, einige der Partygäste hatte die Polizei hinter den Regalen hervorgezogen. Da offenbart sich der gesamte Wahnsinn. Vor einigen Wochen noch waren es 300 Leute auf einer Hochzeitsfeier, die den stummen moralischen Kopfschüttler abbekamen, jetzt flüchten 12 Leute hinter Tisch und Bänke, wenn der Postmann 2 mal klingelt. Begegnet mir beim Spaziergang durch Adelheide Downtown ein Nachbar, hoffe ich inständig, dass wir uns nicht zu nah kommen. Und das Imbiss-Haus auf dem Weihnachtsmarkt-Wimmelbild kann ich meinem Kind nicht wirklich erklären, ohne in der Vergangenheitsform zu sprechen. Im Grunde taugt es doch schon in der Wurzel nix, dass ich das Konzept von Gastronomie überhaupt erklären muss. Da musste ich erstmal schlucken, bevor ich dann davon redete, dass mal jemand anders gekocht hat, und man sich dort genüsslich an den gedeckten Tisch setzen darf. Und da noch viele andere Menschen sind, die miteinander sprechen und eine gute Zeit haben. Hui, steht mir der Sinn manchmal nach Unbeschwertheit...!

Die andere Seite der Medaille ist dann aber wieder diese: Ich bin auf vielen anderen Bereichen meines Lebens auf einmal total produktiv. Ich erlebe Fokussiertheit. Das hatte ich das letzte Mal richtig krass, als ich mal nen Semester in Birmingham studierte. Da gab es nichts anderes als die Sprache, das Land und mein Studium. 24/7 unausweichlich. Dieses "aus der Nummer nicht rauskönnen" hat mir damals einen enormen Boost verpasst, mein Leben in die Hand zu nehmen. Fokus. Hokus Fokus. Fidibus. Ein "geht nicht anders" hat mir enormes Vertrauen verpasst, alles schaffen zu können. Weil es ja auch gar nicht anders ging. Es musste ja gehen. Und es ging. Wie bei HIIT. Da gibts auch diesen Punkt, wo ein Envelop-Push (warum auch immer anglophone Menschen einen Briefumschlag schubsen, wenn sie innere Grenzen versetzen) gestaute Energie freisetzt.

Das erlebe ich übrigens auch im Zusammenleben mit meiner Familie. Da müssen wir, um halbwegs gesund miteinander zu leben, uns immer wieder von Palmen runterbringen, Kritik üben lernen, Zugewandheit praktizieren. Und Geduld. Und Achtsamkeit. Und Freude und Fröhlichkeit. Und den anderen Babel von dieser Palette des Daseins. Der Witz ist, dass es tatsächlich besser zu werden scheint, weil wir uns ähnlich durchringen. Wir werden, so glaube ich wirklich etwas geschmeidiger miteinander. Ich brauch also gar kein Weltreisemobil und das Aufeinander-im-engen-Raum-angewiesen sein, um das Gefühl von Einander-bedingungslos-vertrauen zu erleben. Was jetzt allerdings noch etwas zu kurz kommt, ist das gemeinsame Erleben von neuen Impulsen. Soviel Kreativität habe ich nicht an allen Tagen, dass unser kleines Universum jeden Tag andere Möglichkeiten offeriert. I am getting there. Dem Neuen Raum geben. Ich beschließe: Das ist ab jetzt mein Mantra für die nächsten Wochen. Dem Neuen Raum geben. Dem Neuen Raum geben. Dem Neuen Raum geben. Above all. Auf übergeordneter Ebene. Dem Neuen Raum geben. In jeder verwirrenden Situation. Impulsen stattgeben, die Neuem Raum geben. Impulsen folgen, die Neuem Raum geben. Jaddi, jaddi, jaddi, jaddi. Und immer schön den Briefumschlag schubsen. Energie and Vibes, Maike

#151

Hey, Maike,

tgif! Ich bin mir nicht sicher, ob verrückt eine passende Beschreibung ist, für das was uns (Pandemie-bedingt) umgibt. Mich hat deine Beschreibung des Wimmelbildes und fehlende Erklärung für die Theda, was denn nun Restaurant und so bedeutet, traurig gemacht. Überleg mal, wieviel dann doch auf der Strecke bleibt. Hoffentlich nur für den Moment. Unbeschwertheit, die fehlt und das schon lange. Ich glaube das wünschte ich mir schon vor geraumer Zeit hier auf diesem Kanal.

Produktiv, wow, da kann ich nur lachen. Also davon bin ich ja meilenweit entfernt. Erstaunlich wie zäh sich die letzten Tage im Job erweisen. Ich möchte da endlich einen Haken setzen können, um durchzuatmen und dann bin ich wieder bei dir nämlich dem Neuen Raum zu geben. Mein Mantra ist deshalb gerade eher: Es ist nicht für immer und das kann ich auf vieles übertragen: Corona, der Job und komm ich erwähn es mal wieder, wo es doch eigentlich sowas von 2020 ist, das Untervögelt sein.

Corona ist einfach Kacke und es wird wirklich zunehmend schwieriger mich aus (mentalen) Tiefs zu ziehen. Ich suche Glitzer! *zwinker* Meinetwegen auch in Rosa und da hilft natürlich unser beider Geburtstaggeschenk, die mobile Sauna, Maike die Buchung ist fest. Hab ein bezauberndes Wochenende umgeben von deinen Lieben. Küsse in die Runde, Mella

 

#152

Zäh, liebe Melanie, ist es auch auf dieser Seite des Kontinents. Meine Mutter meinte vor einiger Zeit zu mir, dass sie es schwer habe, sich zu Dingen aufzuraffen. Das habe ich gar nicht wirklich kapiert, denn ich mache ja jeden Tag immer irgendetwas von meiner Agenda und das mit Freude, da ich mir meine Agenda ja selbst ausgesucht habe und mich Dingen widme, die ich schon ganz ganz lange können möchte und wo ich gerade ne echte Chance sehe, sie in diesem Leben doch noch zu begreifen: Bass spielen, körperlich fit sein, Finanzkompetenz haben. Ich in meiner Isolation, ich in meiner kleinen Welt, ich in meiner Verzweiflung, mich den Dingen widmend, da ich mich meinen liebsten Mitmenschen nicht widmen darf. Also nicht so richtig mit treffen und wohlmöglich noch Körperkontakt (Iih, pfui!). Ein Wochenende bei meiner angeheirateten Familie, ohne dass wir auf Corona achten, weil wir in den letzten Wochen alle total brav waren und niemanden anderen wirklich getroffen haben, ein Wochenende reicht, um mir zu zeigen, wie traurig ich im Grunde bin, dass ich mich die ganze Zeit am Rande der Legalität aufhalte, wenn ich mit Mann, Kind und Schwiegereltern spazieren gehe. Wir haben einfach mal nicht an Corona gedacht und so gelebt, wie es vor noch einem Jahr möglich war. Es ist also noch nicht verlernt! Das ist die positive Nachricht. Es ist alles noch da. Die weniger gute Nachricht: die Möhre vor der Nase zu haben oder nicht vor der Nase zu haben macht einen Riesenunterschied. Jetzt - wo die Möhre auf einmal wieder weg ist - bin ich antriebslos, planlos, freudlos. So wie meine Mutter beschrieb. Auch bei meinen drei großen Themen. Mir tut alles weh und ich bin vollständig wuschig und unkonzentriert. Keine Lust auf nix. Ich habe mich schon etwas verflucht, dass ich mich auf das unbeschwerte Familienleben eingelassen hatte. Obwohl wir es alle, glaube ich, megamäßig nötig hatten. Einen ganzen Tag hat es gedauert, bis ich jetzt aus meinem Loch wieder rausgekrabbelt bin. Nun schreib ich das einfach mal auf. Diese ganzen Mantren: Du darfst niedergeschlagen sein. Du befindest Dich mit zig Millionen Menschen in einer ähnlichen Situation. Es ist Ausnahmezustand, da sind auch größere Gemütsschwankungen völlig verständlich. Hab Geduld mit Dir, Du darfst Dich planlos fühlen. Genieß Deine Antriebslosigkeit. Nimm sie als Teil von Dir wahr. Umarme Deine Lustlosigkeit, sei lieb zu Dir. Schenk Dir einen Schulterklopfer, dass Du Dich in all dem so gut zurechtfindest. Du darfst noch eine Weile einfach unbeiirt immer geduldig weiter machen. Und dann kommt der Drosten ums Eck und streut die Perspektive "nach Ostern" so wie nebenbei ein. Da wird aus dem Marathon ein Ultralauf, und die Ressource Ausdauer zündet die nächste Stufe: Zähigkeit. Und da wären wir dann wieder ganz oben am Textbeginn. Wie schräg, dass "zäh-ziehtsich" und "zäh-beharrlich" was unterschiedliches zu sein scheint. Zäh-ziehtsich kann ich null ab. Zäh-beharrlich find ich total toll zu können. Das verstehe einer. Ich versuche mal die Schlussfolgerung: Zäh-beharrlich bei einer Sache bleiben, bis sie gemeistert ist turnt mich an, weil ich gern kompetent bin. Zäh-ziehtsich bei einer Sache bleiben, turnt mich ab, weil ich "das da" gar nicht können will und es mir nur Zeit raubt bei "zäh-beharrlich". Warum will ich da was nicht? Was ist so schlimm daran, "das da" zu meistern? Da habe ich keine Antwort drauf und bin einfach immer noch verblüfft davon, dass ich manches meistern will und manches nicht. Habe ich vielleicht doch so etwas wie einen roten Faden in meinem Dasein, einen, von dem ich in den letzten Tagen nicht viel spüre? Einen inneren Fahrplan, dem ich glasklar unterteilt folge in "turnt ab" und "turnt an"? Das ist jetzt erstmal Arbeitshypothese. Cool, oder? Da darf ich mir wohl doch vertrauen und an mich glauben. Auch wenn ich mich nicht sehen kann. Ich zelebriere von hier aus Deinen letzten Arbeitstag beim VSE. Dicker Kuss, Maike

#153

 Zu Beginn ein tiefes langanhaltendes OOMMM – nach Ostern – Boah, OOMMM

 

Ich bin bei all den Mantren bei dir und denke gleichzeitig: Weißte was? Egal! Scheiß drauf, lass uns in alter Manier weitermachen und gucken was passiert. Es macht sich Aussichtslosigkeit breit, aus meiner Sicht und für mein Empfinden. Ich habe den Eindruck, dass auch den Politiker*innen die Luft ausgeht. Luft, um eben auch mal wieder was Motivierendes zum Ausdruck zu bringen. Mir fehlt - und das klingt jetzt abgedroschen - aber tatsächlich ein „wir schaffen das“ von da oben. Da oben ist bewusst gewählt, denn ich denke in der Tat, dass eine andere Kommunikation, die Stimmung, das Durchhalten, Akzeptieren von Maßnahmen in unserem Land positiv beeinflussen könnte und gleichzeitig versteh ich, dass die regierenden Menschen, ähnlich wie ich auch, müde sind. Immer das alte Lied und dabei nicht wirklich wissen, ob es hilft oder nicht, schließlich brauch auch es die Menschen, die es einhalten und durchführen. Und das ist doch echt schwierig und nicht schön. Ich denke wir alle kennen das Dilemma, es nicht allen recht machen zu können, unbequeme Entscheidungen treffen zu müssen und das nicht wissen, ob diese richtig sind usw.. Aber komm liebe Maike, liebe Lesende: WIR SCHAFFEN DAS!

 

Apropos ich habe es geschafft mein linkes Bein so dermaßen zu verspannen. Möglicherweise durch das Laufen mit der neuen Gewichtsmanschette in Kombination mit der Kälte. Ich sag ja: Ich mag nicht gern draußen laufen. Gestern bei der Physio konnte ich durchaus verstehen, dass Menschen bei immensen Schmerzen einfach ohnmächtig werden. Maike, was für ein Schmerz, als er so in die Sehne ging. Mein Blinddarmdurch damals war nix dagegen. Auch hier noch mal ein OOMMM, denn in dieser Praxis darf ich seit geraumer Zeit üben, das Schmerz auch was Gutes haben kann und auch mit durchaus blauen Flecken einhergeht. Das Bein sieht so aus, als hätte man mich zusammengetreten.

 

Meine Family hat ebenfalls vernommen, wie mir das Laufband fehlt. Wie schade ich es finde, nicht zu wissen, wie schnell ich unterwegs bin. Also gab als Geschenk eine Sportuhr:  ID Run HR so nennt sich das Modell. So ganz verstehen wir uns noch nicht im Detail. Aber heute erstmalig mit ihr unterwegs gewesen und sie kurzerhand ätsch arrrrh getauft. Weißte Bescheid, Schätzelein. 😉

 

Der Sklaventreiber (darf ich das eigentlich noch so ohne weiteres sagen? Ernsthaft!) sagt ich muss noch mindestens 6000 Schritte tätigen um Tagesssoll und damit der Empfehlung der WHO zu entsprechen. Das mache ich jetzt nicht allein, sondern mit K. Also Maike, habe einen schönen Samstag. Ich halt dich lieb, Mella

 

Nachdem ich nun den neuen Podcast von Merkel hörte, mag ich noch mal schreiben. Denn das was sie sagt, ist, wie ich finde, zur Abwechslung tatsächlich motivierend und auch wertschätzend. Ich hoffe, das macht in Regierungskreisen Schule. Davon braucht es mehr und dann glaube ich fest daran, das sie die allgemeine Stimmung hebt und auch das Miteinander in der Distanz wieder von mehr Nähe geprägt sein wird.
Zum Thema Nähe noch eins: Ich habe mich mal den Greenleafs einquartiert. Was für eine Familie. Ich mag sie irgendwie fast alle, aber ganz klar mag ich auch das Haus samt Grundstück. Sicherlich weil ich es die Möglichkeit eines verdammt großes Haushaltes (und die dürfen ja zusammen sein ;)) mit sich bringt und eine Predigt kann auch echt motivierend sein und das nicht immer zwingend im kirchlichem Sinne. Also - Amen

 

#154

... und schon wieder nicht unserem Briefwechsel die Priorität eingeräumt, Mella. Ich finde gerade ein ums andere Mal den Absprung nicht, die Integration in meinen Tagesablauf. Das nimmt mir noch völlig die Lust an unserem Projekt, da ich mich immer wieder ertappe, wie ich "nicht liefere".

Ich nehme mir jetzt mal ein Beispiel an meiner Schwägerin, die sich für die Fastenzeit vorgenommen hat, Selbstmitleid zu fasten.

Fastest Du was?

 

Danke, dass Du vorhin am Telefon meine miese Laune mit getragen hast und mich einfach mal hast reden lassen. Das Navigieren durch meine eigenen Untiefen ist einfacher für mich, wenn ich höre, was ich sage. Und jetzt nach dem Telefonat finde ich mich selbst so komplex und vielschichtig, dass ich gar nicht genau weiss, wie ich mein Glücksempfinden darüber adäquat zum Ausdruck bringen soll. Ich bin eine tolle Frau mit einem blumigen Innenleben. Da habe ich unendlichen Reichtum, auch wenn sich das manchmal wie ein unüberschaubares Portfolio anfühlt, in dem nur rote Zahlen sichtbar sind.

Und dieses Gefasel immer von den eigenen Schwächen, die im Grunde die größten Stärken sind und so weiter. Hilft ja an der Wurzel auch nicht wirklich, wenn ich mich mal ordentlich in mir selbst verrannt habe und da nur der große Kloß im Hals sitzt, weil ich mich ins Aus geschoben habe.

OK, Selbstmitleid fasten klingt auch für mich super.

So - to get my priorities straight: Short today, damit Du ein Lebenszeichen von mir hast: Ich hab noch ne Stunde, bis ich die Lütte abhol. Ich spiele jetzt Bass.

Ich hab Dich lieb, Kuss, Maike

#155

 Liebe Maike,

 

ich konnte mich nicht entscheiden, also sitze mit ner Tasse schwarzer Tee in meiner linken Hand und ner Tasse Kaffee in meiner Rechten vorm Rechner. Hier sitze ich auch nur, nachdem mich plötzlich das Gefühl beschlich, ich müsste noch was tun außer den ganzen lieben langen Sonntag aufm Sofa mit Jimmy zu meiner Linken und Any zu meiner Rechten abzuliegen. Nichts getan stimmt so auch nicht. Nachdem mich gestern am späten Abend die Nachricht erreichte, dass McFit auch in Braunschweig ein Outdoor Gym gestartet hat, habe ich mir gestern kurzerhand einen Slot gebucht. Um 11 Uhr durfte ich heute also dort trainieren. In der Hoffnung mein liebgewonnenes Laufband wieder besteigen zu können, machte ich mich entsprechend zeitig spazierend auf Weg dorthin. Ich beschloss zu spazieren, weil sich im Laufe des Wachwerdens Zweifel auftaten, dass ich unter den beiden Zelten ein Laufband antreffen werde und so hatte ich mir die Option offen gehalten ggf. zurück zu joggen. (Btw. Schwarzer Tee und Kaffee abwechselnd schmeckt nicht) Meine Fresse war das frostig heute Morgen, aber auch total hübsch. Die Sonne, der absolute coole blaue Himmel und Glitzer! Ja wirklich, man hätte meinen können, dass wer (vlt. Amor – Amen, (hach, die Greenleaf, ich hatte sie wirklich liebgewonnen und bin gespannt was das für´n Spin Off gibt) *lach*) zum Valentinstag tatsächlich funkelndes Glitzer-Gedöns streut.

 

Bei McFit gab es im Outdoor Gym kein Laufband. Es gab einen kurzen Moment der Begegnung mit 2 Trainerinnen. Ein Sehen und ein Hallo-sagen, mehr nicht. Aber Maike, davon will ich mehr. Immer diese Anflüge von Leben ohne Corona, die dann wieder verpuffen unter den aktuell gültigen Maßnahmen. 7. März – es hackt. Dann das ganze Gerede von Mutationen und Mutation der Mutation. Ich hab keinen Bock mehr, allerdings auch keine Lösung. Keine Ahnung was klug oder nicht klug, was sein sollte oder nicht, was sinnig ist oder Banane. Keinen Bock mehr. Da hilft auch nur kurzweilig die Ausschüttung von Dopamin oder Serotonin oder Endorphinen oder oder beim Sport. Also ich joggte zurück und war wirklich entzückt zu Hause angekommen. Die Winterlandschaft und der Glitzer.

 

Entzückt bin ich auch, wenn ich die Vögel an meiner Futterstation beobachte. Voll der Flugbetrieb Richtung Erdnüsse und Co. Es scheinen auch immer mehr zu werden. Ich meine, Kohl- und Blaumeisen, Spatzen, Amseln, Drosseln, Rotkehlchen, Gartenbaumläufer, vlt. Kleiber und Bachstelze zu sichten, aber meine Bestimmungsfähigkeiten sind sicherlich eher so mittel.

 

Meine beiden Tassen sind mittlerweile leer und mehr als bla bla scheine ich heute nicht von mir zu geben. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Deshalb mach ich hier einfach CUT

 

Nächste Woche weiter mit unserem neuen Design? Darauf freu ich mich sehr. Happy Valentine, Maike. Fühle dich lieb umarmt und geküsst, Melanie

 

#156

 

Liebe Maike,

 

ich habe soeben folgenden Text mit diesem Bild über unseren Instagram Kanal gejagt:

 

(Kreativ) Pause
Immer zu ist irgendwas.
Corona scheint nie enden zu wollen.
Vor gut einem Jahr sind wir mit #unszumutbarkeiten gestartet.  Wir muten uns euch auch weiterhin zu: Im neuen Design, im neuen Layout und auf weiteren Kanälen. Einen Moment brauchen wir noch und dann gibt´s demnächst wieder mehr.

 

#braunschweig #delmenhorst #unszumutbarkeiten #femaleentrepreneur #selbstwert #selfcarematters #womenempowerwomen #netzwerken #vernetztwachsen #frauennetzwerk #einfachmachen #mut #erfolg #machdeinding

 

und plötzlich Lust verspürt mich auf diesem Weg kurz mal bei dir zu melden. Ich habe gerade Mittagspause. Schon Lustig oder? Ich mein,  dies von einem Menschen zu hören, der offiziell arbeitslos ist. Ach, Menno, wir in Deutschland sind so von Regeln und Bürokratie geprägt und auch bestimmt, dass wir uns, glaub ich, häufig im Weg stehen als das wir uns mit unserem bürokratischen, Regelgerüst stützen. Nimm Corona! Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob Corona so Kacke ist und einfach nur das was wir draus machen, weil wir es uns nehmen, so mein Empfinden, unseren Menschenverstand walten zu lassen und alles in Verordnungen packen und leider der natürlichen Ordnung ihren Raum nehmen.  Das heißt jetzt nicht, dass zu den Maßnahmen-Gegner übergelaufen bin. Ich gehe weiterhin, davon aus, das es seine Richtigkeit hat und die Verantwortlichen nach besten Wissen und Gewissen handeln. Nach einem Jahr Pandemie fürchte ich einfach, das die Sicht an manchen Stellen festgefahren ist und im Grunde mal andere Sichtweisen auf die verschiedenen Sachverhalte von Nöten sind. Hier kommt mir mal wieder das interne Praktikum in den Sinn. Mitarbeitende des Bundesgesundheitsministeriums wechselt doch mal kurzerhand mit den Kolleg*innen aus dem Agrarministerium. Zum Beispiel! Einfach mal raus hilft wie ich finde immer. Liebe Minister*innen fliegt doch alle zusammen nach Malle. Maike, solltest du hier Ironie lesen, so war diese nicht gedacht. Ein Jahr und nen bisschen. Ich bin müde, alles wird anstrengender und ich schätze, den Verantwortlichen geht´s nicht anders. Es ist menschlich! Dennoch erwarte ich, dass sie dafür sorgen, dass Sie ihren Job angemessen gut machen können. Gut machen heißt für mich auch manchmal: Einfach mal die Fresse halten. Die Kommunikation macht so vieles kaputt. Beängstigend finde ich dabei, dass für mein Erleben angefangen wird, die Schuld von sich zu weisen. Manchmal nicht direkt aber dennoch anklagend. Du erinnerst dich an diesen Post eines Bürgermeisters einer mir vertrauten Stadt.

 

Ich bin jetzt irgendwie abgdriftet und die Pause ist gleich zu Ende.Pause, arbeitslos...?
Manchmal beschleicht mich, dass Gefühl ich müsste unbedingt jetzt dringend einen neuen Job finden und niemals wird jemals wieder alles gut. Meistens geht dieses Gefühl mit einer gewissen Scham einher, wenn ich drauf angesprochen werde, was ich denn nun tue. Aus meiner Sicht mache ich weiterhin viel, lediglich in keinem angestellten Verhältnis. Scham passt ja dann auch wieder zu uns. WIR HABEN UNS SCHAMLOS LIEB. Danke Maike, dafür. Das ist unbezahlbar und so wertvoll. Ich freu mich auf unsere (Er)Neuerung in Sachen Klugegören. Komm gut ins WE, Mella.

 

 

 

#157

 Liebe Maike,

 here we go again und was kommt mir als erstes in den Sinn? Dieser Song: https://www.youtube.com/watch?v=sGNK-cOtxSs
Meinem Hirn komme ich mal wieder besonders selten hinter her. Dass es immer anders kommt als man oder, lass mich bei mir sein, ich denke, ist nichts Neues. Aber die Wucht, mit dem es diesmal anders kam, hat mich doch zutiefst erschüttert. So richtig finde ich keine passenden Worte. Mein Papa ist nicht mehr unter uns und ich frage wie lang es wohl noch dauern wird, dass mir mit dem bewusst machen die Tränen nicht mehr wuchtvoll in die Augen schießen. Die Zeit ist aktuell eine gute Freundin und das unterstreicht sie auch mit strahlendem Sonnenschein. Endlich nähern wir uns dem Sommer-Dasein und bummtäh scheinen sich auch Corona und die damit verbundenen Einschränkungen zu relativieren. Ich habe mich tatsächlich mit einigen Dingen mittlerweile gut arrangiert. Das Alleine sein bisweilen sehr gut trainiert, so dass auf Menschen treffen mitunter verunsichert. Dennoch einen Schnelltest um regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen oder wie am Samstagabend in den Biergarten mach ich gern. Es geht wieder los. Sie kommt zurück, die Lebendigkeit und wie ich beim 1. Dyke March in Hannover auch erleben durfte, das unbeschwerte Miteinander. Großartig. Wie ist bei dir so? Ich finde wir haben uns zu lange nicht gesehen. Das dürfen wir ändern. Ich denke an dich. Freudig, Mella

 

#158

Liebe Melanie,

ich bin wirklich heilfroh, dass wir die Kurve kriegen und mit [klugeGÖREN] weitermachen. Du siehst es schon an meiner veränderten Schreibweise: ich komme in unseren neuen, von buntfunzt maßgeschneiderten Kleidern an. Stück für Stück ziehe ich sie uns an. Und sie passen! Trotz Corona-Figur. Ich bekomme das Gefühl noch nicht in Worte gefasst, das dabei entsteht. Ich bin stolz, fühle mich sicher, darf mein eigener Fanclub sein. Für mich ist das erleichternd. Ich hatte in meinem Leben bisher an so vielen Ecken das Gefühl, nicht zu passen, keiner Gruppierung angehören zu können, nirgendwo von komplett Teil zu sein. Dieses olle Tocotronic-Ding, Teil einer Jugendbewegung sein zu wollen, das habe ich nie wirklich kapiert.

In einer der vergangenen schlaflosen Nächte ist es mir dann aber aufgegangen, dass ich mich habe enorm gehen lassen und das dies jetzt mal aufhört, weil es einfach genug war. Ich sehe keinen Grund, mich weiter gehen zu lassen. Das bin ich mir schuldig. Weiter bin ich noch nicht. Das macht aber auch nichts, denn ich kann auf dieser Grundlage ja schon mal für mich passende Entscheidungen treffen. Ess ich jetzt die Extraportion Nudeln oder bin ich danach viel zu voll für Aktivitäten? Scroll ich durch die Instagram Reels, wenn ich nicht schlafen kann oder mach in einen informativen Podcast an? Lass ich mir in einem Zoom-Call das Wort abschneiden oder hole ich es mir zurück? So kann ich kleinschrittig für mich sorgen und mir Schritt für Schritt meine Souveränität zurückholen. Und das schöne ist: Ich habe durch [klugeGÖREN] den äußeren Rahmen dazu. Macht das alles irgendwie Sinn?

Interessant ist natürlich auch die Untersuchung, wie es alles soweit kommen konnte. How did I even get into this fucking space? Wo ich mich gehen lassen wollte oder fast schon musste. Ich habs einfach aus der Hand gegeben mein Leben. Tss. Ich schieb das alles derzeit auf diese Corona-Katalyse. Wenn man nix mehr darf, dann ist es vielleicht besser, sich einfach ne zeitlang zu verstecken. Tut nicht so weh. Grrr. Überhaupt, dieses dem Schmerz davonhuschen ... Dein Papa fehlt auch mir. Ohne ihn kenn ich das alles noch nicht. Es fühlt sich falsch an, dass er ab jetzt nicht mehr miterlebt, was so passiert. Er war ja immer da. Und dann merke ich diese Schmerz-Feuerwehrleiter, die ich entgegen der Schwerkraft immer wieder wie automatisch raufrutsche, wenn ich mir die neue Situation bewusst mache. Ich hab es echt kultiviert, die Schwerkraft da aufzuheben. Und auch das hinterlässt eher ein schales Gefühl. Das nicht fühlen. Weil das zu fühlende Gefühl zu entmannend (entfrauend? entmenschend? Passt nicht, seltsam, oder?) wäre. Dabei wäre es wahrscheinlich gesund und heilend, die sinnentleerte Nothingness, das hoffnungsfreie Vakuum zu fühlen. Naja, es gehört alles zusammen. Nicht fühlen heisst auch Bedürfnisse nicht erkennen. Und da geht die ganze Scheisse von vorne los.

So meine Liebe, das von meiner Seite. Wir werden uns hoffentlich bald wieder begegnen.

Dicker Kuss, Deine Maike

 

#159

 Liebste Maike,

 ich bin darüber hinaus heilfroh, dass Du Dich wieder einmal so hinein fuchst und Dich schlau machst, so dass es für mich einfacher ist, auf diesem doch noch relativ unbekannten Terrain durchzusteigen. Dankeschön. Mit der Technik-Brille auf der Nase, finde ich es wahnsinnig und praktisch, was es mittlerweile für Tools gibt. Weißt du noch, wie uns die Aiesec*er die Deskstop-Version von WhatsApp zeigten? Ich hoffe, dass das ganze Neue an dieser Stelle irgendwann genauso selbstverständlich einher geht. Apropos Brille ey, ich merke, wie ich aktuell wieder schlechter gucken kann und nach dem mir mal ein Augenarzt erklärte, dass das Hirn einfach abwägt, wenn Energie und Kapazitäten nicht ausreichend zu Verfügung steht, was nun lebensnotwendig ist und was nicht, glaube ich zu verstehen, warum mein Hirn quasi Abstriche beim Gucken macht. Vielleicht ist es ein in mir tiefsitzendes „ich kanns nicht mehr sehen“-Dingen. Mein Papa fehlt, ja und dann sind da die Momente, in denen ich mit meiner Mama telefoniere und sie von ihm spricht. Durchs Telefon klingt es, als sei nie was gewesen. Als sei er da. Weißte, was ich meine: „Das hat der Papa gemacht“ oder „das hat der Papa auch gesagt“. Der Umstand, dass ich regelmäßiger als jemals zuvor mit meiner Mama telefoniere, zeigt dann, dass doch was nicht mehr ist, wie es war. Irgendwie bleibt uns nichts anderes übrig, als uns als Familie neu zu finden. Ohne ihn! Da sind sie wieder die Tränen. Wuchtvoll! Seit - ich schätze Ostern - schieb ich das mich ruhen lassen, quasi so richtig Urlaub machen vor mir her. Das Nichts machen, das Nichts Nichts machen. Weißt du was ich meine? Entspannen, aber so wirklich. Ich merkte tatsächlich Ostern, als meine Pläne durch die Quarantäne meiner Family durchkreuzt wurden, wie angespannt ich doch eigentlich bin und war erschrocken wie Corona auf Dauer wirkt. Corona Katalysator. Schönes Wort. Gehen lassen. Ich denke ja in der Tat, wir haben unser Leben im Lockdown-Dasein ein stückweit aus der Hand gegeben. Darf ich nichts, muss ich nichts, muss ich auch nicht sichtbar sein. Und plötzlich mit dem vermehrten Sonnenschein, den Lockerungen ist es auf einmal wieder so, als sei nichts gewesen. Und ich weiß doch, es war und ist ganz viel! Absurd! Oder auch bemerkenswert, wie wir in der Lage sind uns selbst zu schützen. Um dem Schmerz oder unserer Angst nicht zu erliegen. Gott sei dank gibt es diesen Mechanismus in uns. Meine Wochen waren echt anstrengend und weit entfernt von ruhig und leider ändert sich das so schnell nicht. Das, was sich ändert und zwar plötzlich, ist das Leben. Mal wieder. Die Inzidenzwerte sinken und sinken und zu meiner Freude öffnen Saunen. Du erinnerst dich, ich sagte und meine nach wie vor, ich brauch nicht viel, um mal runterzukommen. Lass mich ins Fitnessstudio (da bin ich) und lass mich in die Sauna. Das mach ich am Mittwoch und dafür nehm ich auch mehr als ne Stunde Fahrt auf mich. Hauptsache Sauna und als Bonbon auch Sole. Besser als Fitnessstudio. Lachend beende ich diese Zeilen. Fühle dich lieb umarmt. Mella

 

#160

Liebe Melanie,

hier siehst Du schonmal unsere Collage und schreiben tu ich Dir auf jeden Fall auch noch. Ich weiss nur noch nicht, ob ich heute noch dazu komme.

Dicker Kuss, Maike

 

PS: Ist es nicht erstaunlich, wie sich Stimmungslagen verändern können?

 

PPS: Ich durfte am Wochenende im Familienkreise mal erzählen, wie ich mir meine berufliche Zukunft vorstelle. Ich muss sooo aufpassen, dass mein innerer Schisser nicht komplett Plaque bekommt und sofort mit dem Loser-Fähnchen wedelt. Denn meine Antworten sind in den seltensten Fällen zu diesem Thema wirklich handfest, so zumindest mein eigener Eindruck. Wo ist er, der beknackte Masterplan, wenn man ihn braucht? Ich wäre wahrscheinlich eine schlechtere Prozessheini (wie ist da die weibliche Form?), wenn ich ihn hätte, aber egal. Gottseidank wird keiner müde, Konkreteres aus mir herauszufragen. Sie interessieren sich halt. Und ich schwurbel halt. Eins weiss ich nach diesen Gesprächen immer ganz genau: ich bin irgendwie ziemlich wenig einzuordnen. Und das beginnt mich traurig zu stimmen, denn ich weiss tief drinnen in mir sieht es anders aus. Ich lerne meine Qualitäten und Grenzen zu meiner Freude realistisch kennen.

Und so bin ich diesmal bei folgenden Kernkompetenzen gelandet: Ich bin geduldig und kann den roten Faden gezielt behalten und aus der Hand geben. Ich fühle mich wohl in Konfliktsituationen, da es dann endlich mal ums Eingemachte geht.  Und um nichts Geringes soll es sich bei mir drehen. Isch bin der fucking Golddigga, wenn es um Stichhaltigkeit geht. Ich lieeeeebe andere Menschen für ihre individuellen Herangehensweisen. Deswegen fühl ich mich wahrscheinlich jetzt auch wieder so wohl im Stadtelternrat. Da werden meine Kompetenzen abgefragt. (°Und was genau willst Du mit diesen Fähigkeiten dann machen?°)

Weisste, ich hab nämlich über den Mehrwert von [klugeGÖREN] nachgedacht. Da ist es mir ein Bedürfnis, diesen zu erkennen zu geben. Also auf einen Blick in der Bio. Pur und unverfälscht die Ebene Mehrwert, den [klugeGÖREN] anderen Menschen bietet. Den wir als Team anderen Menschen bieten können. Den wir als Einzelpersonen anderen Menschen bedeuten. Ich möchte unseren/meinen Mehrwert total gerne anderen Menschen zur Verfügung stellen. Also nichts lieber als das! Und das hat sich in mir sowas von verändert im Vergleich zu noch vor ein paar Monaten. Ich bin mittlerweile unverrückbar davon überzeugt, einen Mehrwert zu bieten. (Familie: "Und welcher ist das?" - Früher: Bäm, Trigger getroffen, Hals schnürt sich zu, Unwohlsein in der Magenkuhle, Loserfähnchen flattern umher. Druck baut sich auf. Wenn ich jetzt keine Antwort finde, werde ich mit nicht zu beantwortenden Fragen immer weiter in die Ecke gestellt. - Heute: Oh, nice, ich darf über mich reden. Wie geil, sich Menschen soweit für mich interessieren, dass sie bei der Geburt einer reifen Frucht mithelfen wollen. Ich nutze mal die Gelegenheit, klarer für mich zu werden.) Also, kurz und knackig, im Moment kriege ich noch nicht so richtig aus mir rausformuliert, wer wir sind. Oder anders ausgedrückt: Was genau steht demnächst in unserem [klugeGÖREN] Profil, wer wir sind?

 

Unterstützung bei Wachstum in Veränderungen, Selbstmanagement, Bewusstheit und Reifeprozessen.

 

So, my Dear - lass ma da irgendwo starten. Von mir aus auch gern mit der Hilfe unserer Community. Denn auch das ist das Thema, ne? Ich freu ich auch sehr und bin sehr gespannt, wie sich unsere Community zusammensetzt. Wenn wir klar werden und das in die Welt bringen, wo wir uns einen Vorsprung erarbeitet haben, um anderen bei der ein oder anderen Sache helfen zu können, um auch miteinander zu wachsen, werden die richtigen Menschen zusammen finden. Und jetzt kommst Du.

Ich freue mich darauf, Dich am Mittwoch zu sehen. Dicker Kuss, Maike