#121

Liebste Maike,

 

ich startete das Schreiben eigentlich in der Kristall Therme in Altenau. Entspannt beim Kaffee. Habe dies, nachdem ich mehrmals von Mitarbeitenden gebeten wurde mein Handy weg zu schließen, weil andere Gäste könnten meinen ich mache (Nackt)Fotos und stelle die in Netz, nach Haus verlegt. Deine Worte, deine Beschreibungen stärken mein Gefühl des „es geht schon wieder los“. Ich finde es gerade besorgniserregend mit Blick auf die neueste Corona-Entwicklung. Dabei meine ich gar nicht das Infektionsgeschehen, vielmehr was es aus meiner Sicht mit uns als Gesellschaft (wieder) macht. Seit Tagen überlege ich vergeblich, was ich tun kann, um da halbwegs gut durch zu kommen. Zu frisch das Erleben des Lockdowns im Frühjahr, als das ich dem aktuellen Geschehen locker flockig entgegen blicken kann. Im Gegenteil, wenn ich drüber nachdenke geht mir der Arsch doch ein stückweit auf Grundeis. Ich bin mir unsicher was unsere Gesellschaft noch so (er)tragen kann. Also ich hätte auf die Frage was ich noch so (er)tragen könnte grad auch keine Antwort. Ich wünsche mir, das es mir gelingt in Kontakt zu bleiben. Bitte kein "Social distance" wie beim ersten Mal. Die Vorstellung is no good.

 

Ich hatte heute wieder einen dieser „es schießen mir die Tränen in die Augen“ – Momente. Ähnlich wie beim Karussell-Fahren in der letzten Woche. Szene: Musik-Aufguss mit Wedeln. Meine Fresse: ich wusste nicht was ein wenig wedeln ausmacht. Das war´s aber nicht allein. Der Aufguss Mensch hat sich echt 4 Runden lang ins Zeug gelegt und sicherlich hätte ich unter einer  „nicht Corona Erfahrung“ die Musikauswahl bescheiden gefunden und definitiv zu laut. Das Wedeln hat mir indirekt mal wieder aufgezeigt welche Abstriche doch aktuell ständig gemacht werden. Klar geht Sauna auch ohne Wedeln, aber geiler ist einfach mit. Die Show dabei hatte auch was von dem was sich vermisse und ganz wichtig und wunderbar zu erleben das Miteinander. Alle schienen so unbeschwert! So unbeschwert, dass ein Mitklatschen gar nicht zu vermeiden war. Hättest Du Anfang des Jahres mal behauptet, ich sitze klatschend in der Sauna, hätte ich wahrscheinlich so´n lieben Vogel gezeigt.

 

Was nehme ich mit aus dem heutigen Tag in meine Überlegungen, wie ich durch die düstere Jahreszeit samt Corona komme mit? Simpel eigentlich: Ich brauche mehr Unbeschwertheit und wenn ich die benötige dann sicherlich viele andere auch. Also wie kriegen wir das geschissen?

#122

Liebe Melanie,

ich lese von Deinen Beobachtungen und mir schießen viele Dinge durch den Kopf. Kennst Du noch diese alte Greenpeace-Werbung mit dem Frosch, der aus dem sich langsam erhitzenden Kochtopf nicht rausspringt? Es ist ohnehin schon nicht besonders einfach, den Punkt abzupassen, an dem genug wirklich genug ist. Nicht nur der Frosch, auch der Mensch scheint so gestrickt zu sein, dass er lieber verharrt, als sich immer wieder geschmeidig zu flexibilisieren. Das kostet einfach verdammt viel Energie. Wann also ergebe ich mich in den Zustand, dass ich konstant zusätzliche Energie mobilisiere?

Ich muss auf einer anderen Ebene an meinen Prozess denken, mit immer weniger Geld klargekommen zu sein. Abstriche hier und dann da und das weglassen und das ersetzen und hier verändern und da andere Logistik und hier bessere Planung und da weniger Spontaneität und dort einfacher und dann grober Verzicht. Die Recherche nach der kostengünstigsten Variante wird zum Hobby, der Freundeskreis rutscht nicht automatisch nach links, aber weiter zum Herzen hin, der Urlaub findet im Garten statt, gegessen wird zu Hause. Hört sich nach Lockdown an? Ist auf jeden Fall im Gefühl sehr ähnlich. Und vergleichbar mit dem Dasein in Hartz IV. Reglementiert. Da können die Gedanken noch so frei sein und keiner kann sie erraten. Teilhabe ist und bleibt aus meiner Sicht aber die Nummer 1 in der Rangliste geistiger Gesunderhaltung (vielleicht ist die Nummer 2 sogar Partizipation). Wenn die Welt also nur noch Teilhabe in Form von Konzerten, Veranstaltungen, Gastronomie kennt, wird es eng für den, der sich als Verzichtler fühlt. Teilhabe und Partizipation. Man, Scheisse, Du wolltest meine Gedanken zum Thema Unbeschwertheit haben, ne? Und ich komme mit Nicht-Lösungen um die Ecke. Ich bin ja leider da Opfer meiner Selbst. Ich streue was in die Welt, damit ich darüber nachmeditieren muss, wie genau sich Teilhabe und Partizipation für mich persönlich anfühlen, um dann später darüber weiter reden zu können. Weiss ja nicht, was ich denke, bevor ich nicht höre, was ich sage, ne?

In diesem Sinne einen schönen Tag, Kuss, Maike

#123

Liebe Maike,

 

tgif, greift heute nur so mittel. Für mich geht’s später in Klausur mit dem neuen Vorstand, also wartet eher ein arbeitsreiches Wochenende auf mich. Hinzukommt die aktuelle Corona-Entwicklung, die neue Verordnung des Landes und die gerade veröffentlichte 7-Tages Inzidenz von Brauschweig. Auch wenn wir im Grunde noch meilenweit von der Zahl aus Delmenhorst entfernt scheinen (wer weiss? Es so eine andere Dynamik zurzeit drin, dass es ganz schnell wieder ganz anders sein kann), bedeutet das aber letztendlich auch wieder Auswirkungen auf das Onkel Emma-Dasein. Ich merke, wie uns die Überlegungen bei so einfach scheinenden Dingen wie "Sperrstunde umsetzen", "Abstandsregeln einhalten", "wie kriegen wir was voreinander?" gar nicht so leicht von der Hand gehen und an diesem Punkt ziehe ich meinen Hut vor Menschen, die Derartiges für eine ganze Stadt, einen ganzen Kreis oder gar ein ganzes Land entscheiden dürfen und irgendwie ja auch regeln müssen. Chapeau und vielen lieben Dank.

 

Teilhabe und Partizipation kommen wirklich zu kurz in diesen Zeiten und ich bin da bei dir, dass bedeutet nicht nur der Verzicht auf Konzerte und Co. Geistige Gesunderhaltung? Ich bin mir unsicher, ob diese Wortkombination so schon gehört habe, aber ja Teilhabe hat eben auch Auswirkungen auf den Geist. Ich finde mein Traum-Dasein gerade sehr spannend. Ich bin oft an mir nicht vertrauten Orten unterwegs, oft mit mir fremden Leuten oder ich komme, mir (entfernt) bekannten, Menschen sehr nahe (küssen kann sich auch im Traum so dermaßen real anfühlen, dass ich fürchte rot zu werden, sollte mir die eine oder Frau demnächst mal wieder persönlich begegnen *lach*) das so grob inhaltlich. Spannender finde ich wie meine Träume nachwirken. Manchmal ist nur ein Gefühl was mich noch Tage später begleitet oder ich will einfach nur wieder zurück ins Bett und genau an der Stelle weiter träumen wo ich aufhörte. Krass, denn ich schreibe dies und mir schießen (mal wieder ) die Tränen in die Augen. Dem Wunsch nach Unbeschwertheit gesellt sich ne fette Portion Sehnsucht. Sehnsucht nach dem sein können. Eingeschränkt durch äußere Umstände, geht das einfach nicht. Grüße mir Morgen ganz herzich die Teilnehmenden der QNN-MV. Fühle dich lieb umarmt, Mel

 

#124

Liebe Melanie,

es ist verrückt: mich schüttelt die Vorstellung, mein Leben gerade zu verschwenden. Ich weiss nicht, wo diese Vorstellung herkommt, aber ich denke ich weiss, wer oder was sie aktiviert hat: die aktuelle Corona-Situation. Ich weiss gerade nicht, ob ich das, was sich da manchmal seine Weg an die Oberfläche bahnt als weinen, lachen oder schreien bezeichnen würde. Irgendeine Mischform. Und wütend bin ich. Herrjegit. Wobei das dann für mich wieder ein beruhigendes Zeichen ist. So kenn ich mich ja schon. Ich kam allerdings nicht wirklich an den Schreibtisch, um Dir hier zu schreiben, weil ich nicht lange still sitzen und in mich gehen kann. Ich. muss. hier. raus. Es dauert überproportional lang, um diesen Brief hier zu verfassen.

Ich merke gerade, wie ich meine Hoffnungen auf unseren ersten Ehe-Supervisionstermin am Samstag lege, um uns auf eine gute Weise anzunähern, um unsere Lebensziele in Einklang zu bringen. Unser Coach hat uns die Hausaufgabe gegeben, eine Liste zu erstellen, was wir an unserem Partner doof und was wir gut finden. Das ist unter den derzeitigen Voraussetzungen (nicht ganz klar sein) echt herausfordernd. Klebrig alles, sticky, ich kriege Kopfschmerzen, ich muss wieder raus. Ich möchte Fahrradfahren bis ans Ende der Welt, Ich möchte mich verkriechen. Pfff, keine allzu gute Zeit in mir gerade. Ich seh Dich heute Nachmittag beim Runden Tisch LSBTI Gesundheit. Vielleicht ist mein derzeitiger Zustand gute Basis für das Thema "Was die Community während Corona braucht" Fühl Dich lieb gedrückt.

 

Nachtrag zu gestern: in der Nacht gut geschlafen, im Traum intensiv in die Geschehnisse um einen Mord auf dem Siemensgelände verwickelt gewesen. Da ging es viel darum, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen für meinen eigentlich unerlaubten Aufenthalt dort (irgendwas halblegales, aber notwendiges hatte ich vor, ich weiss nicht mehr) und den Ungeheuerlichkeiten auf den Grund zu gehen, ohne selbst in Lebensgefahr zu geraten. Spannend bis zum Schluss. Dann hatte ich einen Kinderpopo im Gesicht.

Kind zu den Tagesmamas, auf der Rückfahrt Radio an. Mukke laut, wichtig, wichtig. Höre ich - wie gestern auch - einen Song, der mich direkt am Herzen packt und meine Sehnsüchte kräftig schüttelt und beschwingt und erheitert. Und ich denk bei mir: Mensch, wie wichtig Kunstformen in verwirrenden Zeiten sind. Und dann denk ich an die NS Zeit und die Gattung Film und Musik, die der Zeit entsprang und an die 50er und die Wichtigkeit des Radios in all dem ganzen Wirrwarr und dann kam ja auch irgendwann Elvis und die Beatles und all das vereint doch so viele im Gefühl. Auch noch Jahrzehnte später! Und genau das ist doch das, was wir alle gerade dringend brauchen! Einigkeit im Gefühl. Wie hat das eigentlich Churchill geschafft, die Briten durch die letzten Kriegsjahre erfolgreich zu führen? Was ist da los bei unserer Regierung? Irgendwie wirken die auch müde. Und herzlos. Das ist glaube ich das Schlimmste zu ertragen für mich. Die Unlogik die aus dem Versuch erwächst, möglichst rational zu handeln.

Dicker Kuss, komm gut in den Tag!

#125

Oh, man, oh man, oh man,
gerade klopfte es und  ein weiterer Handwerkstrupp steht vor meiner Tür. Diesmal um die entstandenen Löcher aufgrund des Entfernens der Therme dicht zu machen. Bepackt mit Materialien wollten sie natürlich flux ihren Auftrag folgend meine Wohnung betreten. Das konnte ich nicht so einfach geschehen lassen aus dem einfachen Grund, das sie keine Mund-Nase-Maske trugen. Ich bat drum und ohne Murren sind sie los und haben keine Ahnung woher ihre Masken besorgt. In solchen Momenten merke ich wie ich zunehmend sauer werde, weil ich schlichtweg dieses Minimum von, ich nenn es mal, Solidarität, in dieser (Corona) Zeit voraussetze. Es scheint offensichtlich schwierig eine winzige Portion Rücksicht an den Tag zu legen. AHA ist ja nun nicht so schwierig. Also ich kann deine Wut nachfühlen. Ich bin alles andere als glücklich heut mit der Aussicht auf den Lockdown. Mischform, ja! Wobei ich die Mische gar nicht auseinander genommen bekomme. Dir ist es jeden Falls gelungen, Deine empfundene Mischform in deinem Bild festzuhalten. Ich guck dich an und mag dich in den Arm nehmen oder mag uns festhalten. Ich glaub, ich hab Angst...Gott sei dank, haben wir unsere Tickets für die Sauna. Ich freu mich auf Euch. Bis morgen, Spieki

 

#126

Liebe Melanie,

ein entspanntes, inniges Wochenende dreht sich am Montag morgen in ahnender Hellhörigkeit im Bett einfach nochmal auf die andere Seite. Es hilft nichts. Der Zustand der Welt drum herum ist dabei, in gackernder Kopflosigkeit auseinanderzurennen. Ruhe ausgeschlossen. Puh, wie konnte es passieren, dass auf einmal wieder keiner mehr in der Lage zu sein scheint, für sich und seine Mitmenschen stimmige, unaufgeregte Entscheidungen zu treffen? Ist dieses Volk von dem Gefühl angetrieben, es werde nur bei Übererfüllung nicht zur Verantwortung gezogen? Und überhaupt ... was genau soll denn das auch heißen? Wer zieht den wen genau vor welchen Henker, weil eine Vorstandssitung unter Einhaltung des (schlüssigen und bisher erfolgreich umgesetzten) Hygienekonzeptes stattfindet, die die ohnehin schwammige Empfehlung vielleicht einfach nicht mitgedacht hat. Woher kommt eigentlich diese scheinbare Furcht davor, Verantwortung zu tragen? Wieso wird aus der Verunsicherung keine Gegenempfehlung? Im Sinne von: Hier ist etwas in der sog. Verordnung nicht eindeutig ersichtlich, ich hätte da folgenden Vorschlag für den pragmatischen Umgang, liebes Ministerium, ist das fein aus Eurer Sicht? Wieso ist das Verhältnis zur Regierung so unentspannt? Nach meinem Verständnis ist Demokratie ein multidimensionaler Prozess aus allen Richtungen. Mutti ist doch nicht wirklich Mutti. Ich mein schon, jaa, aber wir sind mittlerweile doch erwachsene Kinder, nicht? Mutti kann und will sich doch nicht noch um das Popoabwischen kümmern müssen.

Wir hatten es am Wochenende davon, dass es ganz viel Sinn macht, durchzuführen, was auch immer unter Einhaltung des pandemischen Imperativs noch möglich ist. Im Sinne von "Klar kauf ich mir das Sofa noch, auch wenn ich weiss, dass ich morgen schon sterbe. Ich möchte heute kuschelig sitzen." Wir werden doch sowieso mit dieser Gesamtsituation auch in der nächsten Zeit klar kommen müssen.

 

Dies also als kleine Grummeligkeit von meiner Seite. 

Schön, dass ich Dir damit kommen kann. Kuss, Maike

 

#127

Hey ho, meine Stimmung ist so getrübt und so recht will mir nicht in den Sinn, warum eigentlich? Gleichzeitig merke ich, wie das Verhalten oder Aussagen von Personen in diesem erneuten Lockdown ganz schön auf mich einwirken und daher sicherlich einen Teilaspekt meines getrübten Daseins aktuell auslösen. Im Grunde hast du es schon wunderbar in #126 beschrieben bzw. gute Fragen ins Netz geworfen. Also für mein Empfinden. Eine neue Verordnung tritt in Kraft und damit scheinen Menschen gewissermaßen ihre Mündigkeit ein stückweit zu verlieren. Klingt vielleicht krass, aber ich verstehe die Reaktionen vieler an dieser Stelle einfach nicht. Ja, die Einschränkungen haben sich verschärft und ja, ich habe keine Ahnung, ob das sinnig ist oder nicht und finde vieles auch nicht logisch. So what! Ich frage und hake nach. Das geht und darf sein. Ziemlich einfach so gar. Entsprechende (Verwaltungs-)Stellen erlebe ich dabei irgendwie auch dankbar. Dieses Phänomen des: je mehr Leute das gleiche Anliegen ansprechen, desto eher wird die Notwendigkeit gesehen, das ggf. nachgebessert werden sollte und liefert aufgrund der Häufigkeit der Anfragen Argumente dies auch zu tun. Quasi eine ziemlich simple Zuarbeit und Unterstützung. Wir sind in einer kritischen Zeit und ich glaube, daran wird sich so schnell nichts ändern. Einschränkungen werden uns noch länger begleiten. Was mich interessiert, ist dabei folgendes Szenario: Stellt Euch mal vor, die aktuelle Situation, die Einschränkungen, sind das neue Normal. Ein nach Corona gibt es nicht. Nur ein mit! Was dann? Worauf wartet Ihr?

Um wieder zurück zu mir zu kommen. Ich warte gerade auf meine neue Stirnlampe. Nicht, dass ich meine Begeisterung fürs draußen Laufen entdeckt hätte, aber hilft ja nix. Die Studios sind mal wieder zu und somit bin ich jetzt auch neue, stolze Besitzerin eines kleinen Hantel—Sets. 5,3 und 1,5 Kg. Ich merke wie mich diese kleinen Anschaffungen beruhigen. Lockdown 3 und 4! Ich bin gewappnet. Zumindest was meine Fitness angeht. Wellness!? Ob meine Nachbarschaft was dagegen hat, wenn ich einen Bauwagen in den Hof stelle? Könnte das eine gemeinsame Sache werden? Outdoor-Sauna. Au ja. Schon merke ich wie mich dieser kurze Moment des Schreibens wieder mehr zu mir bringt. Ach, was freu ich mich aufs Wochenende. Home alone. Gedanken und Ideen kreisen lassen. Was stellen wir mit den Klugegören Kluges an? Filmpaket vom BIFF und Testen der neuen Stirnlampe. Wo bleibt sie nur? Macht es euch gemütlich, kuschelt euch fein. Liebevoll, Mella

 

Nachtrag: Heute mal ein Nachtrag von mir. Beim Laufen höre ich zurzeit viel das neue Album "Licht" von Nena, Mal abgesehen, dass ich schmunzeln muss bei musikalischen Sachen, die ein "eins-zwo-Täpp" zulassen, sind es 3 Songs die mir ganz schön ins Ohr und ins Hirn gehen. Mal wieder ne Vorlage für´n Katsching: Aller guten Dinge sind drei! In den Songs heißt es:

 

"Komm, komm, die Zeit ist vorbei

Die Zeit ist vorbei, die Zeit ist vorbei

Was heißt das schon?

Fühlst du dich wie früher?

Komm, komm, die Zeit ist vorbei

Die Zeit kommt nie wieder, die Zeit ist vorbei

Was heißt das schon?

Spiel mal unsre Lieder"

 

"Leere Galaxien, drei Millionen Jahre

Sterne, die verglühen, bis ich endlich was erfahre

Mehrere Epochen, so lang sitz' ich schon

Mindestens zwei Wochen vor meinem Telefon

Vielleicht war es auch gestern, da hatt' ich keinen Empfang

Oder war es vorher?

Auf jeden Fall zu lang

Auf jeden Fall zu lang"

 

"Ich sitz' in meinem Zimmer

Ein Zimmer ohne Tür

Ein Zimmer ohne Fenster

Ein Zimmer nur mit mir

Und ich laufe und laufe und lauf'

Ich laufe und laufe und lauf'

Und ich komm' nicht drauf"

 

Irgendwie triggert da was leise, unaufdringlich. Dass die Kultur so brach liegt, ist echt beschissen. Für mich ein ganz großer Energiespender. Ein feines Konzert o.ä., die Menschen live und in echt und in Farbe ist was Wichtiges. Alles Musische ist auch Bildung in meinen Augen. Darauf dauerhaft zu verzichten. Das geht nicht. Nein! Wir brauchen Lösungen! ???

 

#128

Liebe Melanie,

ich sage Dir eins: Homeoffice mit hustendem Kind ist die mir derzeit bekannte unerbittlichste Methode, um Gelassenheit, Konsensfähigkeit und Selbstfürsorge zu lernen. Quintessenz: Wenn alles nach dem Bache hingeht, entscheide Dich einfach für eins von den dreien. Diese Kunstform bin ich dabei zu meistern. Neu ist die Disziplin Homeoffice mit hustendem, genesendem Kind. Nein, Mama, nein! Nein! Nein, nein, nein!!! Mannnnnooooooohohooo! Als Generalantwort auf alles, was ich sage, frage, erbitte, fordere, überhöre, aussitze, tue oder lasse. Meine Theorie lautet, dass in dieser Disziplin nur noch eins knallhart darüber entscheidet, ob das System resetet: Verkaufen können. Ich darf also mein Verkaufstalent trainieren! Zähneknirschendes Hurrah. Die Aufgabe lautet: In dem für mich erwünschten Zustand gibt es irgendwo einen Nutzen für mein Gegenüber. Such! Such! Such! Habs. Das ist der Gehirnjogging-Part. Dann kommt ein sehr interessanter Teil. Der Akt der Übermittlung der Botschaft. Mit viel Fingerspitzengefühl den Kern des Bedürfnisses ansteuern. Wie im Weltraum blind die - wie heissen diese Teile, mit denen man neue Bewegungsimpulse setzt? - anschalten. Und dann ausschalten und abwarten und gucken, in welcher Richtung man dann tatsächlich weiterfährt. Und ob das System wieder offen für Steuerung ist.

Irgendwofür wird das alles gut sein. Ich bin mir sicher.

Neues Hobby statt Netflixen, wenn ich nicht schlafen kann: Kryptowährungen. Mein Gefühl: Da zieht eine ganze Welt unbeobachtet an mir vorbei. Gruselig, wie wenig ich manchmal über manches so weiss. Ich find den Grundgedanken der Dezentralisierung hoch spannend. Oder um es mit Michas Worten zu sagen: N Haufen Gänse auf dem Boden sind ne Herde, n Haufen Gänse in der Luft sind ein Schwarm.

Lieber Gruß, Maike

 

PS: Die Supervision war übrigens voll für die Füße. Die Suche nach jemand anderem geht weiter. Wer da draußen kann uns helfen, unsere Lebenswünsche in ein gemeinsames Modell zu überführen? 

#129

Liebe Maike

 

als ich deine Zeilen das erste Mal las, fühlte ich mich unterhalten, so auch beim wiederholten Lesen. Mir fällt durchaus der Ernst der Lage auf, aber deine Art und Weise des Schreibens, deine Worte verleihen dem Ganzen eben für mein Empfinden auch was Amüsantes.

 

Lustig finde ich auch Deinen Bezug zum Weltraum. Hatte ich erwähnt, dass ich nach reiflicher Überlegung mich für Star Trek Discovery zum Anschauen entschieden habe. Für viele andere Serien war ich aktuell nicht bereit. Irgendwie sollte das was völlig Losgelöstes von dieser Welt sein und nun bin ich seit einigen Tagen all abendlich im Universum unterwegs und tauche ein in die unendlichen Welten.

 

Mittwoch, wir schreiben das Jahr 2020. Es ist der 11.11. – HELAU! Da sind wir dabei und das ist aktuell nicht prima. Bergfest mit Blick auf die Woche. Ich bin gut gestartet, 2 Tage virtuelle Weiterbildung in Sachen Antidiskriminierungsberatung. Das war gut, aber mittlerweile kann, denke ich, so ziemlich Jede*r in meinem Dunstkreis bestätigen, das dass virtuelle Dasein extrem energiezerrend ist. Dann noch der ganze Input, der wirkt und vor allem auch was mit mir persönlich macht. Machen im Sinne von ich hab neues Handwerkszeug erhalten und darf damit auch an/mit mir arbeiten. Das ist toll und selten geworden in Corona-Zeiten. Grossartig auch das Miteinander. Ein bunter Strauß von Menschen trifft zum größten Teils erstmalig virtuell und ich habe selten eine solche Nähe in der Distanz gespürt. Toll, im Januar geht’s weiter.

 

Handwerker, meine diesjährige Never-Ending Story. Heute Malerarbeiten die länger, (oh wunder) als angekündigt dauern. Und meine Heizung rauscht. Nervig. Zufällig ist heute ein Chef, Chef Chef, Chef Chef ??? da. Die Begegnung mit ihm bestätigt noch mal mir mein Bild von der Vonovia als Unternehmen. Erste Reaktion ist doch normal. Nein, ist es nicht. So schlau hatte ich mich schon gelesen. Also wird wieder ein Termin vereinbart und Ventile getauscht. Apropos. Ich kümmere mich jetzt mal um meinen Lichtschalter. Alle Herren die sich in meiner Wohnung heute aufgehalten haben sagten zu mir sinngemäß: mit Strom ist nicht meins. Vielleicht hab ich meinen Auftrag nicht klar formuliert: Beim Licht einschalten flog Sicherung raus, beim einschalten war eine Birne kaputt und der Lichtschalter funktioniert nicht mehr. Ich kann aktuell das Licht nicht ausschalten. Ich hab keine Ahnung, Strom find ich auch so mittel. Hilft ja nix. Alles muss man selber machen. Altaaaaa! Komm gut durch den Tag.

 

#130

Liebe Melanie,

 

ne schicke Stirmlampe haste Dir da zugelegt, Madame Commander.

Tausend Anregungen in Deinen Zeilen. Was tue ich dafür, Nähe in der Distanz zu halten? Ist Humor wirklich eine meiner Stärken?

Ich komme heute mal fahrig und sprunghaft, denn so ist es. Innen drin ist viel Bewegung und zur Abwechslung mal nicht kreisend. Da entfaltet das Projekt frauenORTE einen gewissen Langzeitfaktor in mir, der aus Selbstwert beflügelte Lust und Kraft werden lässt.

 

Meine Freundin Annika sagte die Tage: "Ey, Maike, ich bin so flexibel geworden, dass ich instabil geworden bin." Und Micha klagt über Antriebslosigkeit und benennt "einfach zu viele Themen, die alle ins Nichts führen." Da bin ich unbeirrt der Fokussierungs-Fuzzi und frage so lästige Fragen wie "Was ist es, was Dir am meisten fehlt und wo Du genau wüsstest, wenn Du es hättest, es Dir bedeutend besser ginge?" Naja, Du kennst das ja. Und dann sehe ich an unterschiedlichen Orten unterschiedliche Ausdrücke einer irgendwo gleich gearteten Strömung. Irgendwo scheint es insgesamt an Halt zu fehlen. Da kann man sich doch an den Antworten auf meine Fragen erstmal ne Weile festhalten und damit arbeiten, denke ich. Geht es nicht insgesamt immer wieder darum, das eigene Leben so lebenswert wie irgend möglich zu gestalten? Mit der Betonung auf gestalten.

 

In mir sprudelt es und ich offen für Mikroinput aus verschiedensten Ecken. Ich freue mich über unseren klugegoeren-Instagram-Account und lauter neue Menschen, die da mit uns andocken. Dann höre ich bei den lästigen Tagesarbeiten den Kryptopodcast von BTC-Echo. Alex Roos und Dr. Philipp Giese plaudern intelligent, auf hohem Niveau vernetzt und freundschaftlich miteinander über die beteiligten Technologien, Philosophien und so vieles dazwischen, dass es eine wahre Freude ist. Da krich ich richtig Lust, meinen eigenen Gedanken nicht nur schriftlich, sondern auf jeden Fall auch mal mündlich Ausdruck zu verleihen. So wie die reden, plauder ich mit Annika. Da geht's dann um Systemisches Denken, Pädagogik, Psychohygiene und Mama sein. Der Gedanke an einen gemeinsamen Podcast hört sich nach sehr viel Spaß an. Und dann ist da die klugegoeren-WordPress-Seite. Auch da geht es irgendwie Schritt für Schritt ins Thema rein. Brauchen wir nicht eine:n Grafiker:in, der:die uns eine passende Gestaltung für klugegoeren.de macht? Ich fänd's sehr cool. Wir sind dabei, wir bleiben dabei, das sagt mir mein Bauchgefühl. Ich mag mich mit dem, was wir tun, gern vernetzen. Die Zeit ist reif. Wie sagst Du immer so schön? Einfach mal fröhlich weitermachen.

Dicker Kuss, Maike

 

 

#131

Liebe Maike,

 

fröhlich weitermachen, dass sage ich? *lach*

 

Ich darf gestehen, das fällt mir zu Beginn der neuen Woche echt schwer. Ich versteh das nicht wirklich, aber mit Corona werden die Wochenenden einfach noch mehr viel zu kurz. Meine Theorie dazu für mich zusammengeschustert. Das Arbeiten ist ein anderes, also das ganze virtuelle Zusammenkommen zerrt einfach anders an dem Energietank. Für mich habe ich in den ganzen Einschränkungen gemerkt, wie sehr ich aber letztendlich den persönlichen Kontakt brauche, um wieder meine Energiereserven aufzufüllen. Ich ziehe einfach für mich im Austausch mit anderen meine Energie. Der Input, der da rüberkommt, bringt mich in Schwung. Die ganzen Textnachrichten, Emails usw. bergen einfach die Gefahr des Missverständnisses. Gefühlt schränken wir uns dermaßen ein, dass wir selbst das persönliche Gespräch meiden und Telefonate weniger werden und damit der Raum für Missverständnisse größer gemacht wird und das wiederum zerrt noch mehr Energie. Ich lese (Text)Nachrichten und bin damit beschäftigt nicht stinkig zu werden, denn es fällt mir zunehmend schwer, zu differenzieren und dabei gelassen zu bleiben. Was ist jetzt von dieser Nachricht meins als Empfänger und was das vom Sender. Oder anders: Alter! Was hat das mit mir zu tun? Anstrengend, und so wird aus dem Austausch kein Energiespender, sondern ein Energiefresser. Da mag ich doch an einem Montag einfach wieder zurück ins Bett, ins Universum. 3 Staffeln! Gott sei Dank.

 

Verzeih, dass ich für den Moment deine Euphorie in Sachen Klugegören nicht aufgreifen kann. Wird wieder anders. In dieser Woche kommen zu Allem auch noch die Hormone dazu. You know! Happy Days. Komm besser in die Woche als ich. Kuss, Melsen

 

#132

So, meine Liebe,

 

ich mache ganz eindringlich die Erfahrung, dass sich meine Tage auf keinen Fall gleich anfühlen. Dass das, was Spaß macht, am einen Tag leicht von der Hand geht und an einem anderen Tag einfach keine Freude bereitet. Heute klassisch:

Vor mir liegen zehntausend klitzekleine Miniaufgaben. Die verschleppte Steuererklärung ist nur eine davon, das Antackern der Lichterschlange ans Kinderzimmer-Bett ein anderes, der Anruf bei meiner Mutter ein weiteres. Keins will sich von allein erledigen. Klarer Fall von innerer Verzettelung und Unlust gegen die trockenen To-Dos. Da nützen die positiven Affirmationen in unserer Insta-Timeline bisher nur für die Ach-stimmt-ja-Schublade. Gegegen Unruhestress scheint mal wieder nur das Priorisieren-und-Fokussieren-Kraut gewachsen zu sein.

Ich mag aber tatsächlich nicht nur trocken, sondern auch was für die Seele machen. Planloses Spazieren in der Sonne, Adventskalender bestücken, lecker kochen, etwas Advents-Deko ins Haus holen, ein paar grundsätzliche Gehversuche mit meinem neuen Bass unternehmen. Ja, Du liest richtig. Micha hat als Gegenleistung für einen kleinen Job einen E-Bass samt Verstärker geschenkt bekommen. Ich checke einfach mal die Lage und spiele jetzt Riffs nach und wenn ich die dann etwas kann, mach ich die dazu gehörige Mucke an und groove mich in den Song rein. Irgendwo muss man schließlich anfangen. Und wer weiss, wo das dann wieder hinführt. Auf jeden Fall zu einem wild moschenden Kleinkind bei Billy Idols White Wedding. Inklusive wedelndem Zeigefinger. (Heftig gelacht.) Und zu schmerzenden Fingerkuppen. Und zu der Erkenntnis, dass Musik einen viel zu kleinen Raum in meinem Leben hat. Apropos kleiner Raum: Der Kryptopodcast saust mit einem heftigen Tempo durch Raum und Zeit. Ich verstehe echt sehr wenig, habe aber nix zu verlieren und bleibe einfach nochmal ne Weile dran. Auch wenig verstehen beinhaltet ja die Chance, seinen Horizont zu erweitern, sag ich mal. Denn die Idee, Daten und Geld zu demokratisieren, liegt bei genauerer Betrachtung total auf der Hand. Und wer weiss, wo das dann wieder hinführt. Auf jeden Fall dahin, dass ich in Erwägung ziehe, mir meine eigene kleine Full Node zusammenzufrickeln. Bastelanleitungen gibt es ja genug im Netz. Mein innerer Nerd sagt: Auja, mal wieder irgendwas Fachfremdes zum Laufen bringen! Und mein Erziehungsberechtigter fragt mich, ob ich noch alle Latten am Zaun habe, weil ich doch im Grunde gar nicht weiss, ob und wozu ich die Full Node überhaupt brauche. So sieht es aus. Aber letztlich ist auch das völlig wumpe. Ich nehm mal zur Kenntnis, dass diese Konversation in mir stattfindet. Da drängt was in die Welt, das Abwechslung, Freiheit und Gehirnschmalz verwenden will.

Dies erstmal von mir. Ich drücke Dich feste. Kuss, Maike

#133

Hey, Spieki, was immer da drängt, lasse es raus. Ich bin neugierig und freudig zu gleich, weiß ich mittlerweile, dass, was auch immer da bei dir entsteht und den Weg nach draußen findet, mein Dasein bereichert und mich angenehm schubst. Was immer du konkret auf dem Foto gemacht hast oder wo immer du warst geh da ruhig öfters hin. Du machstn sehr entspannten und in sich ruhenden Eindruck. Offen auch.

Nach langer Zeit merke ich wie sich eine innere Ruhe in mir breit macht oder andersrum die Unruhe zu weichen scheint. Das fühlt sich gut an und so bin ich entspannt mit meinem Sportprogramm in den Samstag gestartet, hab, während ich schreibe, nebenbei gefrühstückt und lasse die Gedanken einfach mal kreisen. Ich wurde gefragt, ob ich hier irgendwann mal verrate mit wem ich des Nachts schon geknutscht (#123) habe. Nein war spontan meine Antwort und wenn ich drüber nachdenke, warum eigentlich? Komme ich bisher zu keinem abschließenden Ergebnis. Scham ist es nicht. Grad so´n Mischung aus sehr intim und nicht in Ordnung die "andere" so öffentlich blosszustellen oder in Verlegenheit zu bringen. Und ich frage mich, hat schon mal wer davon geträumt und des Nachts mit mir geknutscht? Neugier mal wieder on. Apropos! Ich widme mich jetzt der Frage: Was zieh ich an? Ich darf zum Fotoshooting: Mission Bewerbungsfotos. Irgendwo muss man ja mal anfangen. Mach es dir hübsch. Kuss , Mella

#134

Liebe Melanie,

 

ich würde Dir heute gern in Etappen schreiben, mein Hirn gleicht einem Osternest.

 

1. Das Auto ist in der Frühe nicht angesprungen und nun in der Werkstatt. Die Familienlogistik hängt heute an mir und zerfranst meinen Tag. Und gleichzeitig mein Hirn. Ich hoffe sehr, dass die Karre morgen fertig ist und ich rechtzeitig nach BS starten kann.

2. Steuererklärung ist fast fertig. Fehlen nur noch die genauen Zahlen der Lohnersatzleistungen. Dat krich ich noch raus.

3. Ich habe mir Spielgeld auf meine CryptoWallet gepackt und schraube ein wenig an den Knöpfen der App rum. Kaufen, verkaufen, Kurse der unterschiedlichen Token beobachten. Wow, da ist überall sehr viel Bewegung nach oben und unten drin. Ich bin fertig mit den Nerven, weil ich bei jedem Zuwachs euphorisch ausrasten und bei jedem Fallen der Kurse mich gebrochen zusammenkringeln möchte. Ich glaube aber, das ist der richtige Sport für mich. Da kann ich wirklich lernen cool zu bleiben. Sind ein paar mehr Euro dazugekommen, plane ich die Inneneinrichtung für meinen Expeditionsallrounder, sind die Euros ein paar Stunden später wieder weg, ist der Traum geplatzt und ich brauch Plan B für die Gegenwart. In diesem Zuge mal wieder eine - wie ich glaube wichtige - Frage zum Checken der Lage in der Gegenwart: "Wenn Geld absolut überhaupt GAR keine Rolle spielen würde, wo würdest Du leben und mit wem?"

4. Der Podcast von Gerburg Jahnke und Lisa Feller ist bombe. Während ich höre, sitzen da mit mir zwei grundehrliche Weibsbilder und reden wohltuend frei Schnauze. Ich habe mehrfach schon wirklich befreit und laut lachen müssen. Und das schöne ist, dass es den beiden ähnlich zu gehen scheint. Ich habe den Eindruck, dass dieses ehrliche miteinander quasseln und witzeln auch die beiden Damen entspannt. Und das wirkt auch bei mir. Mir fehlen meine Freundinnen. Ich habe Lust auf ganz viel schlaues Gequassel von Angesicht zu Angesicht. Ich hau Annika nochmal an wegen Podcast.

5. Die Adventskalender sind auch fast fertig. Die Lütte kricht kleine Dingelchen, der Mann (danke Frau Jahnke!) und ich haben beschlossen, wir schreiben uns Komplimente auf kleine Zettelchen und packen die in die kleinen Säckchen. Das können wir glaube ich beide gut gebrauchen. Drei Komplimente hab ich schon.

6. Heute gibt es Reis. Und der ist angebackt. Grumpf.

7. Scheisse, ich muss schon wieder los.

8. Ich freue mich auf Dich! Dicker Kuss, Maike

 

 

#135

coming soon
Zum Glück haben wir coming soon nicht definiert. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht mehr so recht, wann Du #134 veröffentlicht hast, liebe Maike. Wohl vor meinen Besuch. Schön war´s es bei Euch und wunderbar, wie wir gebührend gemeinsam den 1.Advent zelebriert haben. Ich sach nur: In der Weihnachtsbäckerei.

Und schon habe ich wieder einen Ohrwurm. Viel habe ich ehrlich gesagt seit meiner gestrigen Abreise nicht erlebt. Und da mag ich die Lohnerwerbstätigkeit mal außen vor lassen. Ich finde, für mich wird es Zeit die Arbeit zunehmend Arbeit sein zu lassen. Ich spüre, dass es eine für mich wirklich gute Entscheidung war zu kündigen. Diese Freiheit zu haben, weiß ich zu schätzen. Auch weiß ich zu schätzen, mir diese Freiheit leisten zu können. Ich merke, wie es in meinem Kopf immer mehr darum geht, wie ich denn das kommende Jahr gestalten mag. Ja, ich sage bewusst erstmal nur das kommende Jahr. So ganz trau ich einfach nicht der Pandemie und fürchte an dieser Stelle nach wie vor mit Einschränkungen rechnen zu dürfen. Ich bin neugierig darauf, welcher Job mir begegnen wird. Nicht, dass ich zurzeit eine Vorstellung davon hätte, was ich arbeiten mag, aber ich vertraue da und bin mir sicher, dass wir uns begegnen werden. Also der neue Job und ich. Alles zu seiner oder unserer Zeit. Katsching.

Ich geniesse es übrigens sehr, dank und mit Theda einfach wieder Dinge so herrlich zelebrieren zu dürfen. Wann habe ich das letzte Mal ein Knusperhaus, ähm, ein Lebkuchenmann-Haus gemacht? Oder wie wunderschön unsere Keckse verziert sind. Großartig auch ihre Entwicklung zu erleben. Ganze Sätze und Aussagen wie "ich bin glücklich" - Altaaa. Sie ist doch grad mal 2 und nen bißchen.
Diese Crypto Sache find ich spannend und werde ich auch noch mehr verfolgen. Genauso wie jetzt auch mal den Podcast von Jahnke und Feller.
Komm gut in die Woche. Fühle dich lieb umarmt. Melanie

 

#136

Liebe Melanie,

ja, schön war das miteinander! Obwohl ich streckenweise ganz schön zu kämpfen hatte, dass uns die ganzen kreativen Dinge so aus den Händen geflossen sind und fertig wurden, bevor ich die Zielgerade überhaupt gespürt habe. Ruckizucki war der Lebkuchenmann schon eingezogen, die Farbe noch nicht ganz trocken. Der hatte es echt eilig, in sein neues Zuhause zu kommen! Da war ich fast ein wenig atemlos und hab mich aber versucht in unsere Schnelligkeit hineinzuentspannen. Theda hat die Massenproduktion an Keksen offenbar auch überhaupt gar nichts ausgemacht. Die fand's, glaube ich, eher inspirierend und kurzweilig, dass sie überall irgendwas draufbappen durfte und alle Packungen bedienen durfte. Und Du hast sie da unglaublich gut begleitet. In diesem ganzen Zuckerperlen-Krokant-Glitzerschnee-Gewusel hatte ich zum Teil echt nur noch Augen dafür, innerlich nicht abzusaufen und von der eigenen Größe überholt zu werden. Verrückt, oder? Ich habe doch aktiv dazu beigetragen, dass wir ein gutes Team waren! Zumindest vermute ich das. In meinem Gefühl war ich die unsichere trottelige Omma, die kaum ihren Haushalt auf Reihe kricht und stets die Namen ihrer Kinder und Enkel verwechselt. Welch Diskrepanz! Dabei war ich, wie wir alle, stets dabei, irgendwas irgendwo draufzubappen und uns alle als gleichberechtigte Gestalter zu empfinden. Ich frage mich wahrscheinlich zum rechten Zeitpunkt, welche alten Glaubensmuster über Erfolg ich da ablegen darf.

Also: Es muss auf jeden Fall alles etwas überschaubar bleiben. Geil. Es darf auch nicht aus dem Ruder laufen. Die Folgen wären wirklich nicht abzusehen. Alter. Es muss langweilig sein und eine Arbeit für jemanden, der Mutter und Vater erschlagen hat, kurz schiere sklavische Knüppelei, um sich auf die Schulter klopfen zu können. Pfff. Meine Güte.

Am faszinierendsten fand ich, dass Theda genau wusste, wann jeder Keks fertig war, den sie dekorierte. Nach nur einer einzigen Zuckerperle oder nach einem Haufen unterschiedlicher Bestreuungs-Maßnahmen. Da folgte das Kind einer ganz eigenen inneren Logik. Sie hat echt alles gegeben und ganz sorgsam umgesetzt, was sie sich so vorgestellt hat. Völlig gaga, stell Dir mal vor, wir hätten aus dem Vanillekipferl-Teig zehntausend Hörnchen formen müssen, die dann alle mit Vanillezucker bestreut worden wären! Undenkbar. Gut, dass wir immer noch auf die Konventionen scheißen können.

In diesem Sinne wünsche ich uns eine wunderbare Adventszeit. Und hier noch ein Katsching von meiner Seite: Erfolg hat ganz offenbar wirklich nur drei Buchstaben: T-U-N

Dicker Kuss, Maike

#137

Liebe Maike,

das war soon soon.

Da mag ich flux drauf antworten, denn streckenweise ging es mir ähnlich und ich kam nicht mehr hinterher. Das Schmausekind scheint da weniger belastet und macht drauf los. Wundervoll erfrischend. Bei mir waren es weniger Muster über Erfolg. Mehr so Glaubensgeschichten in Richtung "das kannst du so nicht bringen, dass ist zu simpel."  Also mehr was mit Ansprüchen. Interesting - btw
Was wirklich einfach gar nicht mehr geht, ist dieser, wenn auch in wirklich schönen und bunten ansprechenden Formen und Farben, Industriezucker. Der bekommt meinem Körper in diesen Mengen nicht mehr.

Ich freu mich, dass ich unsere gemeinsamen Werke nun auf Reisen schicke und denke, die Families werden auch Ihre helle Freude beim Bestaunen der Kekse haben. Ich krieg mein Foto grad hier in #137 nicht gelöscht. Bist du So lieb. Es darf ja eins von dir sein. Vlt. magst du einfach das Kekse-Foto hier hineinpacken. *zwinker*

Glitzerpuderzuckerguss - ähm Kuss, Mella

#138

Liebe Melanie,

was ist die Woche verflogen wie nichts Gutes! Ich staune, dass Lebenszeit verpufft, egal wie man lebt. Ob an den eigenen Themen dran oder eben nicht: Hinfort ist die gesamte Woche. Ich für meinen Teil habe als Teilzeit-Introvertierte eine verdammt gute Zeit auf meiner abgelegenen Homeoffice-Ranch. Ich lerne kreuz und quer vor mich her - mal hier mal da, ganz ohne Schaffensdruck. Ein Paradies.

Und da muss ich sagen, bringt mich das Herumlaufen im Instagram-Garten gerade auf völlig neue Ansätze, mich selbst zu konkretisieren. Allein schon die tägliche Frage danach, wie ich durch die Wahl der Hashtags das klugegoeren-Profil schärfe. Oder auch mein eigenes. Ja, genau, es gibt da in mir eine klare Linie. Obwohl die Themen derselben Quelle entspringen. Bier ist Bier und Schnaps ist eben dann doch Schnaps. Die Unternehmerin möchte Podcasterin für Persönlichkeitsentwicklung als Mama sein und Millionengewinne durch Geldanlagen erzielen. Maike möchte als Mama, Musikerin und Geldanlage-Profi eine gute Zeit haben. Was letztlich irgendwie sehr ähnlich ist, nur einen völlig anderen Fokus hat. Und wie alles hinterher zusammenkommt oder sich auseinanderdividiert, wird sich zeigen. Letztlich geht es beim Profil schärfen und zusammendampfen darum, immer genauer und treffender für mich selbst zu definieren, wo die derzeitige Reise so hingeht. Wie komme ich mir am besten auf die Schliche? Wie erfahre ich, was ich in den nächsten Jahren verfolgen möchte? Und an welchen Stellen kann ich den Weg von der Inspiration zu gelaufenen Kilometern machen? Und letztlich sind dies keine Fragen, sondern eigentlich Routinen. Und auch schon seit Jahren Frage-Routinen, wenn ich bedenke, wie sehr sie mir schon in Fleisch und Blut übergegangen sind. In der Vergangenheit  haben die Fragen ganz of verzweifelte Leere hinterlassen, weil ich keine Idee hatte, wo ich hinhören, hinspüren muss, um die Antworten zu erkennen. In der letzten Zeit ist dies anders. Ich denke, der Unterschied ist, dass ich willens bin die Konsequenzen der inneren Antworten zu tragen. Auja! Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, angstfrei zu starten und einfach mal zu machen. Und Spaß zu entwickeln, mich selbst gut zu finden. Da hat glaube ich der Kontakt zu vielen trans* und nicht-binären Menschen auch als Katalysator gewirkt. Das Element 'sich selbst sehen und danach leben, weil es nicht anders geht' ist ein sehr kraftvoller Booster. Und mir fällt wieder dieser Satz ein, der mich im Grunde auch schon seit Jahren begleitet (sinngemäß): Unternehmer sein bedeutet, von einer großen Höhe zu springen und das Fluggerät unterwegs zu konstruieren.

Das ist ja das verrückte: Es ist alles schon da. Es muss nur freigelegt werden. 

Dicker Kuss, Maike

 

PS: Die Kekse findest Du, wenn Du auf das Sternenstaub-Bild klickst.

 

#139

Liebe Maike,

 

allerdings - flutsch - Woche rum. Unsere Bewegungen scheinen wieder Ähnliche zu sein. Nachdem ich einer Freundin ein kleines Update via Sprachnachricht erzählte, meinte sie als Antwort sinngemäß: „Ich dachte: gucke an, da ist die Melanie wieder auf Reise. … Das mag ich an dir … ich bewundere dich da für deinen Mut…“

Die (Routine) – Fragen, die Du aufwirst, sind für mich ebenfalls nicht ungewöhnlich und ja, in der Vergangenheit haben sie nicht nur positive Spuren hinterlassen. Ich spüre noch Unwohlsein, wenn ich mir den einen oder anderen Abschnitt in meinen Leben vor Augen rufe. Und das kommt gerade ganz oft vor und ist sicherlich dem geschuldet, dass ich aktuell meinen Lebenslauf überarbeitet habe. Unglaublich. Ich gucke das an und denke: Das hast du alles gemacht? Warum?

 

Ich weiß, ich hatte meine guten Gründe und dennoch fühlt sich das nicht mehr an wie ich. Irgendwie bin ich aus meiner Vergangenheit herausgewachsen und gleichzeitig ist da das Wissen, was mir sagt: Hätte ich alles nicht so gehabt wie ich es hatte, würde ich jetzt nicht hier an diesem Samstagmorgen an meinem Esstisch sitzen und ‚#139 für die Klugegören schreiben. Das wiederum stärkt mein Vertrauen in mich selbst und meine Kündigung betrachte ich als Ticket für meine neue Reise. Aufregend, motivierend und befreiend. Mutig! So würde ich mich selbst nicht beschreiben. Die Freiheit, gemeinsam ins Handeln zu kommen, scheint ein maßgeblicher Aspekt zu sein, welcher mich antreibt und auch vorantreibt. Ich kann dir zustimmen, die Arbeit im VSE war da wirklich Katalysator und hat mich selbst noch freier gemacht oder sage ich besser befreiter? Egal, diese neu gewonnene Freiheit wird sich wiederum positiv auf das Zukünftige auswirken.

 

Da kommt mir wieder was aus einem Song. So ticke ich auch schon immer. Ich kann dir glaub zu nahezu allen mich bewegenden Umständen auch ein Lied oder zumindest Liedzeilen nennen. Hier Nena mal wieder:

 

„Früher ist vorbei, wir erneuern unsere Zeit. Träumen fällt uns leicht, wir sind frei."

 

In diesem Sinne.

Euch einen fröhlichen Nikolaus und gemütlichen 2. Advent. Dicker Kuss, Melanie

 

 

#140

Melanie, Melanie, Melanie ...

ich habe Muskelkater vom Tisch abschleifen. Überall! Das ist ein Zeichen von maximaler Untrainiertheit. So geht es nicht weiter. Ich will wieder schmerzfrei lachen können. Ab ganz bald (hysterischer Lachflash im Keller) wird wieder konsequenter der Körper gefordert. Der Tisch sieht so abgeschliffen echt toll aus und ich hatte mich wirklich ins Zeug gelegt, damit mir der Bandschleifer nicht einfach so vom Tisch abhaut. Ein flinkes Biest! Mit soviel Widerstand hab ich sonst nur zu tun, wenn ich mich dazu bewegen möchte, sportlicher werden und weniger Schokolade zu essen ... Und auch das Ringen um meine Position in diesem Themenkomplex könnte ein abendfüllendes Programm werden. Um es abzukürzen: Ich sage mir, dass für mich in Punkto körperliche Fitness wieder andere Zeiten kommen. Ich bin faul geworden. Und ich mache die Augen davor zu, herauszufinden, wie steif und unfit ich in Wirklichkeit bin. Für anderen Sport als Schwimmen (da weiss ich noch, wie schön in das finde!) brauche ich derzeit einen Drillsergeant. Von allein finde ich den Weg nicht in die Betätigung und ich schiebe mangelhaftes Zeitmanagement vor. Und überhaupt ist es letztlich eine Mischung aus Aussitzen und Verleugnen. Ich hatte schon letztes Jahr um diese Zeit so sehr die Nase voll von meinem tumben Hang zum Sofa, dass ich mich für einen kleinen Triathlon bei mir um die Ecke angemeldet hatte, der dann cororabedingt ausfiel. Für mich super, denn ich war nicht wirklich zum Trainieren angetreten. Mein Schwager - begeisterter Triathlet - sprach mich die Tage gut gelaunt darauf an, dass er sich riesig freue, mich auf der Teilnehmer:innenliste für den kommenden Wettkampf zu finden. Wie? Ach ja, och nö, stimmt, ich konnte mich im Sommer zwischen Startgeld-Erstattung oder einfach im nächsten Jahr teilnehmen entscheiden. Da habe ich das Problem wohl einfach mal auf später verlagert. Option Aussitzen. Neues Jahr, neues Glück, vielleicht kriege ich dieses Jahr die Kurve? Moment, ich geh kurz für den nächsten hysterischen Lachanfall in den Keller.

Ok, warum erzähle ich das? Weil da unten eine eigentlich grausame Party gefeiert wird.  Da unten geb ich mir das Dreimalhoch dafür, dass ich unreflektiert das Verhalten derer übernehme, die mich nicht für voll nehmen, mich auslachen oder mir keine wirkliche Chance geben. Puff. Wie gemein ich zu mir bin, oder? Ich räume mir streng genommen nicht das Recht ein, Erfolg zu haben und keine Stimme in mir entrüstet sich und fragt: Was fällt mir ein? Das ist nicht neu, aber wichtig, auf dem Zettel zu haben. Es ist ein altes, gut trainiertes Verhalten, das sich viel zu häufig clever maskiert. Ein Garant für den Misserfolg. Ja, genau, sowas ist ganz offenbar total wichtig im Gepäck zu haben. Das klingt schön schizophren, oder? Und die Frage ist berechtigt, wozu ich diesen Misserfolg brauchen könnte. Erklärt sich nach obiger Geschichte fast von selbst. Es sind die toxischen Beziehungen (insbesondere zu mir selbst!), die mich daran hindern, die zu werden, die ich bin, wenn ich volle Unterstützung habe. Insbesondere von mir selbst. Die tiefe, menschlich einprogrammierte Furcht vor dem Unbekannten. Da ist sie wieder. Die Stimme, die Schrecken verbreitet: 'Um Himmels willen, welchen Aufgaben stehe ich dann wohl gegenüber, wenn ich neue Wege gehe?!'

Als Coach weiß ich diese Frage ganz wunderbar zu instrumentalisieren. Die beste Gelegenheit mal ganz neutral anzugucken, was wirklich da ist: Welchen Aufgaben stehe ich denn gegenüber, wenn ich diesen oder jenen Weg gehe? Bis hin zur Gewissheit, mich auf bestem Wege zu befinden, weil ich genau diese Aufgaben aktuell bewältige.

Ich schließe mal meinen Monolog. Die Familie ruft. Ich könnte noch länger, breiter und tiefer. Ich sage nur Podcast. Annika meinte die Tage, sie fänd es total hilfreich, endlich mal am Stück über solche Sachen sprechen zu dürfen. Sie hätte so nicht das Gefühl, Menschen mit ihren Themen auf Dauer zu langweilen. Es wäre allen geholfen.

 

Auf das Positive des freiheitlich Zukünftigen! Gruß und Kuss, Maike