#01

Was bedeutet eigentlich Sichtbarkeit. Eine Frage der Sicht? Aus welcher Perspektive/Richtung schaue ich? Geht es um Sichtbarkeit von Themen, die mich bewegen oder geht es um aufzeigen von Hilfe, die ich zur Verfügung stellen kann oder suche ich einfach nur das Miteinander - die Verbundenheit - die mir wiederum zeigt ich bin nicht allein. Bei all der Auseinandersetzung mit Sichtbarkeit war es für mich als #Lesbe naheliegend am internationalen Tag der lesbischen Sichtbarkeit mit #unszumutbarkeit zu starten. Eine Online-Kiss Aktion für #lesbischeSichtbarkeit die ich las, tat ihr übriges. #lesbianvisibilityday #TagderlesbischenSichtbarkeit #lesbisch #lgbtiq #queer #lesbian #lesbiandayofvisibility #diversity #womenlovewomen

#02

Gerade vom Einkaufen zurück geradelt. Alles gedämpft und satt und bemerkenswert ruhig. Hinterher fragt man sich dann immer woran es gelegen hat. Mein Inneres expandiert auf jeden Fall gerade wohltuend nach außen. Wie beim Wandern im skandinavischen Hochland. Da ist Raum für meine bedrängte Seele. Und da muss ich gerade wieder an den Künstler denken, der am Südpol eine Bibliothek eingerichtet hat und nach seiner Rückkehr soziale Kontakt als schwierig empfand. Oder nimm Thoreau mit seiner Waldhütte. Oder Dag Hammersköld. Und immer wieder die Frage nach der inneren Freiheit.

#03

Ich und Du. Gummischuh. Schubiduh. Man, man, ich hab aber auch wirklich Ähnlichkeit mit meinem Vater. Mein Mann mustert die Bilder verdattert. Er habe solch einen Gesichtsausdruck bei mir noch nie gesehen. Ich hab Fangen mit dem Kind gespielt, sage ich.

#04

Ich liebe die Momente, die nicht von Corona bestimmt sind und damit einher gehend ein einfach gutes Gefühl.
Frage mich warum gelingt es mir immer seltener, mich so entspannt zu fühlen.
Bin ich doch mehr das Herdentier als ich dachte?

#05

Normalität, ein schleichender Prozess? Ich kann mich noch gut erinnern, dass derart leere Autobahnen zu Beginn meiner 4Räder Mobilität NORMal waren. Also frag ich mich, welche Normalität ist gemeint, wenn Menschen von VOR Corona sprechen.

#06

Das geht mir hier alles viel zu schnell mit den Lockerungen. Ich bin richtig gestresst, dass ich jetzt aufm Mal wieder so weitermachen soll wie vorher. Das geht nicht. Das kann ich nicht. Das will ich nicht. Ich habe mir so viel Struktur erarbeitet! Ich will nicht, dass das einfach so untergeht. Ich will noch weiter anwenden, was ich erreicht und gelernt habe. Ich bin da jetzt mal bockig und stur. Und wütend auch. Und verzweifelt, dass ich weiterkämpfen muss um meinen Platz, wenn jetzt die Einsicht in die Notwendigkeit und der Rücksichtnahmezwang nicht mehr die allgemeinsame Grundlage ist. Dann sage ich bald wieder so exzentrische Sätze wie "Ich brauche Raum für mich." und stoße vor den Kopf mit "Ich habe keine Lust, Dich zu sehen." Bald bin ich wieder einsamer als ich es in der distanzierten Zeit war.

#07

Ich bin dran. Und da ist das berühmte weiße Papier. Ich bin auf Krawall gebürstet, weil ich nicht so kann, wie ich will. Und weil ich mich ersticke, um nicht lauthals zu schreien. Weil es bei näherer Betrachtung nicht unwahrscheinlich ist, dass ich nicht so kann, wie ich will, weil ich auf Krawall gebürstet bin. Da krich ich zwangsläufig Kopfschmerzen, wenn ich Frau Zornstrudel nicht unterbrochen bekomme. Und Kopfschmerzen will ich natürlich nicht. Also umlenken, einlenken, ablenken. Oder umleiten, einleiten, ableiten. Auf jeden Fall etwas Geführtes. Frau Zornstrudel lässt sich bei der Hand nehmen und dann in den Arm. Ich gestehe heimlich: Ihren Job will ich nicht machen müssen.

#08

Mund - Nase - Maske!?! Sinn hin oder her. Spannend wie Menschen mit Augen kommunizieren können oder eben auch nicht. Achte doch mal drauf. Lächeln hat noch niemanden geschadet. Im Gegenteil! Es geht auch ganz gut nur mit den Augen. Oder bist Du so verbissen, traurig, verärgert, wie du auf mich mit Maske wirktst.

#09

Ich hätte mich mal wieder gerne doppelt. Ne, eigentlich sogar dreifach. Ich empfinde es als äußerst anstrengend, mich in neue Dinge hinein zu denken, vor allem, wenn ich dabei das Gefühl habe, es muss jetzt schnell gehen, weil es schnurstracks auf eine Deadline zu geht und ich von all der Technik die gerade für meine Wahrnehmung aufpoppt mich eher erschlagen als unterstützt fühle. Schön, dabei auch die Menschen die, was das technische Knowhow angeht, vermeintlich weiter sind als ich und mir eher suggerieren ich sei blöd als wirklich behilflich zu sein. Also das eine ICH, um mir neues anzueignen, das zweite ICH, um das Alltägliche zu meistern und das dritte ICH, um einfach nichts zu tun, einfach das Wetter zu genießen oder zu schlafen, letzteres gelingt mir unter Anspannung nämlich weniger gut.

#10

Gedankenexperiment? OK. Stell Dir mal vor, Du hältst für die unumstößliche All-Wahrheit, dass alle immer und überall irgendwas von Dir wollen. Da kommste doch aus dem Reaktionsmodus gar nimmer raus. Also nie. Puh. Wow. Gut, du kompensierst das Pensum wahlweise durch Delegieren oder mit stoischem Nussknacker-Durchhaltevermögen. Soweit, sogut. Dann gehts jetzt weiter. Was wäre dann, wenn Deine Grund-Annahme gar nicht stimmte und in Wahrheit eher keiner zu keinem Zeitpunkt was von Dir will. Oder alle wollen immer und überall was von sich selbst. Oder noch nicht einmal das. Was für Unbehaglichkeiten würde das für Dich auslösen? Ich kann da im Moment nur mal für meinen auf Grundeis gehenden sorry Ass sprechen: Auf nem gewissen Basis-Level könnte ich mir dann nicht mehr sicher sein, ob ich für andere Menschen bedeutsam - oder noch schlimmer - überhaupt vorhanden wäre. Da bin ich absurderweise lieber allzeit auf Hab-Acht, um mir am laufenden Band die Bestätigung abholen zu können, dass ich ins Leben eingebunden bin. Ich muss mir meinen Bullshit glaub ich häufiger mal vor die Linse holen.

#11

Wann kehrt die Normalität zurück? Ich will die nicht wieder haben. Ich finde es gerade herrlich, dass die Dinge anders sind und auch anders laufen. Ich nenn es gern neue Normalität. Die mag ich, auch wenn ich nicht weiß, was damit alles auf mich zu kommt. Ich weiß aber, was mir dadurch erspart bleibt und das stimmt mich positiv, bei all der Unsicherheit, die mich zwischenzeitlich einfängt. Bei einer Sache hätt ich gern die vor Corona-Normalität wieder: Beim Schlafen.

#12

Mich macht dieses allgemeine Gewese so wuschig. Dieses Genörgel darum, nicht gut genug behandelt zu werden. Nicht gerecht. Und dann dieses allen anderen die eigenen Paraniodizismen aufgedrücke. Und die Reaktion darauf dann Augenrollen. Und darauf dann wieder beleidigt auf den inneren Bullshit beharren. Übelster Sandkasten-Style. Ist ne schwierige Situation für alle Beteiligten. Verstehe ich doch. Ich raff nur nicht, an welchem Punkt die gute alte Besonnenheit so aus der Mode gekommen ist. Was ist so unsexy daran?

#13

Groggi, angeschlagen, Hormone! Keine guten Voraussetzungen für einen angenehmen Wochenstart. Dabei schwingt die Frage nach einer möglichen Ansteckung mit.
Ja, nein, was ist zu tun. Ich entscheide für möglichst schnell wieder ins Bett zu gelangen.

#14

Oma und Opa haben es nicht mehr ausgehalten und sind jetzt für ein paar Stunden bei uns. Ich höre Singen, und Gegiggel aus dem Kinderzimmer. Fällt mir jetzt erst auf, dass ich das Kind schon lange nicht mehr so befreit erlebt habe. Gleichwohl mein Mutterherz erleichtert ist, merk ich doch, dass selbst der gelassenste Umgang mit der Krise ("Meltdowns haben die anderen.") wohl immer noch die Krise ist. Und fürs Protokoll meiner gerade stattfindenden inneren Ratssitzung: Ich suche nach Entlastung, weil mir weh tut, wie beschäftigt ich manchmal bin. Es ist mal wieder an der Zeit, das Scheitern zu umarmen.

#15

Ich schiele neidisch nach NRW. Die dürfen ins Fitnessstudio während ich für mich feststelle, die zunehmende Körperfülle meinerseits beruht nicht nur auf meinem individuellen Krafttraining zu Hause. Nicht auszuschließen, dass sich eine vermehrte Nahrungsaufnahme gerade zu meinem neuen Rauchen entwickelt. Kompensieren mal wieder anders. Anstrengend, weiß ich doch nur zu gut, um den Umstand dem entgegenzuwirken. Im Fitnessstudio schwindet eben auch das Gefühl der Einsamkeit.

#16

Fremd geoutet zu werden, so weiß ich aus eigener Erfahrung, ist nicht schön. Bei einem Abstrich in Sachen Covid-19 mega vorgeführt zu werden, toppt es. Auch wenn es unabsichtlich aufgrund der räumlichen Begebenheit geschieht. Behandlung im Garten…

#17

In den frühen Tagen meiner Erwerbsarbeit löste man sich beim Einstempeln defaultmäßig Front-Row-Tickets für den täglichen Wahnsinn und bestimmte im Verlauf der Show, wer mit dem Gackern im Hühnerkostüm dran war. Meistens ergab es sich ohnehin von selbst. Cut to Willow Farm. There's Winston Churchill dressed in drag. He used to be a British flag. Taugt kurz als Gallionsfigur der ultimativen Depriviationserfahrung, vaporisiert und da sind sie auch schon, die schnaufenden Pferde: Das erste ist weiß, das zweite rot, das dritte schwarz, das letzte grün. Meine Wangen sind ganz heiß. Da ist dieser Ort inmitten meiner wilden Feuersee. Wo Erkennen auf der anderen Seite der Wörter liegt. Wo nur hochassoziatives FastForward-Kino läuft. Mit garantierter Erfrischung. Ich kann derzeit nur hoffen, dass die neue Surrealität da draußen ähnlich kathartisch verläuft wie manche meiner inneren Prozesse.

#18

Heute war langweilig. Mit einem nicht zu vernachlässigendem Hang zur Bocklosigkeit. Stumpfe Scheisse. Kein Nerv auf Reflektiertheit. Lieber nen Liter Schokopudding durch drei Leute zum Abendbrot. Quittung folgt: Kind hat den Zuckerschock des Jahrhunderts und serviert uns zu nachtschlafender Zeit immer noch imaginären Tee aus Sandkastenförmchen. Warum möchte ich lieber diese Zeilen schreiben? Wir sind erst an Tag 18. Die wahre EndurExperience wird erst noch folgen. Ich will doch wissen, wohin ich mich unter einem gegebenen Joch verändere, was mir wichtig ist und wie ich ins Fließen kommen kann. Wichtig, wichtig.

#19

'Es ist immer schön, wenn man seinen Beruf – vielleicht sogar als Berufung – gefunden hat.'
Das las ich kürzlich in einer Email die mich erreichte - an mich adressiert. Berufung, Beruf. Ich bin und ich darf sein. Ist das Berufung? Ich wirke. Ist das Berufung?
Ich schätze ich suche noch und fürchte manchmal das geht noch bis zu meinem Ende so.

#20

Wenn mich andere nicht fordern, muss ich mich selbst fordern. Es wäre doof meine Stärken auszusetzen, nur weil aktuelle Umstände und die daraus resultierende Untätigkeit diverser Menschen wie eine Bremse auf mich wirken. Ich bin definitiv kein Freund von Stilstand. Ich brauche die Bewegung.