#195

 

Liebe Maike,

 

ich schätze, aus dem Grumpfen bin ich raus und ich habe mittlerweile das Gefühl, nicht ich komme nicht hinterher, sondern alle anderen scheinen da noch irgendwo festzustecken. Das fällt jetzt nicht in die Kategorie „die Schuld bei anderen suchen“. Verantwortung übernehmen spielt da auch sehr hinein. Ich habe ziemlich geschluckt, als erstmals mein Auto für gut 90 € volltankte und dachte bei mir: „Nun gut, dass wird wohl jetzt das neue Normal.“ So bitter es ist, ich kann scheinbar nichts daran ändern. Scheinbar? Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Veränderung zunächst bei einem selbst anfängt und damit lande ich wieder bei der Verantwortung. Ich brauche keine Gesetze oder Regelungen, die mir vorschreiben wie ich wann und wie mein Auto nutze. Ich kann selbst entscheiden, ob ich es nutze und wie sparsam sich mein Fahrverhalten darstellt. Setzt voraus, dass ich bereit bin die Veränderung anzunehmen und das find ich ist echt auch ein fettes Brett, weil es ja bekanntlich damit einhergeht, dass ich erstmal nicht weiß, was dann kommt oder nicht weiß so recht, was zu tun ist. Da entsteht was Neues gerade eben oder gar, es muss was Neues entstehen. Wenn ich noch mal Zeitenwende lese, kotz ich im Strahl. Zeitenwenden! (Lieber Olaf, mich interessiert da sehr, was du dir darunter vorstellst, was du uns mit dem Nennen dieses Wortes sagen möchtest. Ich weiß nur, wenn ich sage, der Himmel ist blau, hast du ein anderes blau vor Augen als ich). Unabhängig von Begrifflichkeiten (noch ein kleiner Einschub, denn eine liebe Freundin schrieb mir zur aktuellen Situation nextlevel Zeitalter und damit konnte ich spontan in meinem Kopf mehr anfangen als mit Zeitenwenden. Ich denke nicht darüber nach warum *lach*)

 

Was wollt ich eigentlich? Ach ja: Neues! Ich bin totally unsicher und weiß so überhaupt nicht was ich tun muss, soll, kann. Was macht Sinn, wenn ich das Gefühl habe, dass sich alles verändern wird und aktuell so gar nicht vorsehbar ist, was kommt. Kommt! Da kommt sie wieder die berühmt- berüchtigte Schnappatmung. Ich habe die letzten Tage immer davon gesprochen, dass ich Angst habe. Es ist weniger die akute Gefahr, die durch den Krieg ausgeht. Diese Furcht ist, dadurch das sie klar und deutlich sichtbar ist, weniger beängstigend. Absurd oder! Das Ungewisse, die Unsicherheit, das nicht wissen was klug oder sinnig ist, jetzt. Das scares me.

 

Mit Beginn der Pandemie und dem ersten Lockdown, war da ein ähnliches beängstigendes Gefühl. Wir durften als Gemeinschaft schon 2 jahrelang üben uns auf einen Prozess der Veränderung einzustellen. Wir sind also mittendrin und lediglich die Rahmenbedingungen haben sich mal wieder geändert. Und an dieser Stelle komm ich zu dem Anfang meiner heutigen Zeilen zurück. Alle anderen stecken noch irgendwo fest. Sonnenblumenöl und Weizenmehl sind wohl das neue Klopapier. Da möchte ich doch umgehend auf meinen Balkon gehen um zu Klatschen. Ich weiß, auch in solchen Käufen stecken Ängste verschiedener Art drin. Was schriebst du zu Letzt? „…arbeite Deine Ängste ruhig auf. Keine Furcht vor der Angst.“ GENAU

 

Auch ich bin der Überzeugung das sich alles zu recht rütteln wird und wir ein nächstes Level erreichen werden. Wie das aussieht, weiß ich nicht. Ich hoffe allerdings das eben JEDER einzelne Mensch sich in jeder Sekunde seines Daseins dafür entscheidet, dass er dafür sorgen möchte, dass die Handlungsoptionen aller sich (über kurz oder lang) vergrößern. Meine Worte zum heutigen Sonntag. Fühle dich lieb umarmt, Mel

 

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