#192

Meine liebe Melanie,

da bist Du nun auf dem Weg zu uns und ich stromer zu Hause rum, mache mit latent ausgebrochener Panik Bestandsaufnahme des Liegengebliebenen. Ich finde es super, dass ich mittlerweile den Unterschied zwischen "dringend" und "wichtig" gelernt habe. Und vor allem auch, den Rest einfach fallen zu lassen, wenn die Situation es nicht hergibt. Dennoch frisst der Wahnsinn sich durch die Menschheit. Er nagt alles an. Mich auch. Da geht ein Fraß vor sich, der keinen Spaß mehr macht. Woher soll der ganze Halt kommen, den wir alle glaube ich so dringend brauchen? Ich selbst laufe mit Notstromaggregat. Ich komm nicht aus meiner Haut. Die anderen irgendwie auch nicht. Das finde ich zusehends bedrückend.

 

Irgendwo las ich die Tage den Satz "Die Corona-Pandemie stellt eine chronische Stresssituation dar." Worn out, torn out. Blasse, leblose Gestalten. Das große Uff. Alle irgendwie am Rand.

 

Wir brauchen Anbindung. Aufeinander zugehen. Ohne, dass wir uns auch wieder noch gegenseitig auf den Sack damit gehen, dass wir uns selber auf den Sack gehen. Weil das traue ich mich manchmal auch schon nicht mehr. Dabei will ich über echte Gefühle reden. Über die Sorgen hinter den Sorgen. Und auf völlig andere Perspektiven kommen. So frustierend sie vielleicht auch erstmal scheinen.

Die Tage hatte ich mit Micha ein Gespräch über das Verändern. Wir waren uns einig, dass es eine Angst gibt, dass es im Falle einer gelingenden Veränderung zum Besseren sein könnte, dass die Reue, nicht schon eher gehandelt zu haben, übermächtig unangenehm wäre. Viel zu unangenehm, um sich ihr jetzt schon zu stellen. Also dann lieber nicht mal ans Verändern denken, damit man die Angst vor der Reue nicht fühlen muss. Was fürn bekloppter Mechanismus ist DAS bitte? Handrad-Dreherei vom Feinsten.

Siehste. Und dann aber auch wieder was völlig anderes. Wenn ich jetzt zwischen Menschen sitze, die sich über ihre Arbeitgeber beklagen, merke ich wie wohltuend wenig ich mit dieser Kacke noch zu tun habe. Voll geil. Dieses Problemfeld ist einfach ausradiert. Gone. Da sitz ich dann drin und genieße das Gewese der anderen. Die Kreativität wird sich, denke ich, in den kommenden Tagen einstellen, wenn wir gemeinsam in unserem Firmen-Bootcamp sitzen.

Ich freue mich auf unseren Spirit und unser berühmtes Nägel-mit-Köppe-machen.

Bussi, Maike

PS: Die Bank braucht wohl noch... Seufz.

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