#178

Liebe Melanie,

wie tut es mir leid, dass Du Dich so derbe verletzt hast und Schmerzen an Körper und Seele leidest. Das ist einfach nicht schön. Und wieder eine andere Art von Zwang. Oder Korsett.

Ich denke, ich verstehe durch Deine Beschreibung die grobe Richtung, in der du unterwegs bist. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, jetzt schon Wesentliches auf Inhaltsebene zu Deinen Zeilen hinzufügen zu können. Oder ihnen in irgendeiner Form begegnen zu können. Meine grundsätzliche Beunruhigung ist insofern getilgt, als dass ich das Gefühl habe, Du bist im Prozess. Das Kind wird schon schaukeln. Eventually.

Ich habe in den letzten Tagen festgestellt, dass ich immer mal wieder dachte: "Mensch, was ist das, es will mir gar nicht so recht gelingen, an Dir dran zu sein." Und dann habe ich mir selbst die Erlaubnis erteilt, dass es das nicht muss. Es muss mir nicht gelingen, an Dir dran zu sein. Das hat mich erleichtert und meinen Kopf für die Knötchen freigemacht, die ich für meinen Kontext hier zu kämmen habe.

Nicht, dass ich besonders viel Mitteilungsbedürfnis über die Einzelheiten hätte. Für meinen Geschmack ist dieses ewige Verdichten von Informationen sowieso eher lästig. Trotzdem es meine große Leidenschaft ist. Und Kernkompetenz. Und Lebensinhalt gleichermaßen. Es muss ja nun auch nicht immer.

 

So, da waren wir also alle krank an den oberen Atemwegen und durften unseren Alltag unseren neuen Umständen anpassen. Das allein ist Arbeit. Ich darf weiter daran lernen, wie ich Klarheit und Ausrichtung in einem neurodiversen Haushalt etabliere. Insbesondere erstmal im Bewusstsein darüber, dass wir ziemlich wahrscheinlich ein neurodiverser Haushalt sind. Und das dies insofern Konsequenzen hat, als dass wir unsere Hirne in ihren jeweiligen Funktionsweisen gut nutzen und nicht an ihnen verzweifeln. Und auch im Verständnis füreinander da weicher werden.

Das Kind ist auf einem völlig andern Level fast rauschhaft dabei, uns mit Was- und Warum-Fragen zuzukleistern. Konzeptionelles Arbeiten - eine meiner größeren Freuden - leidet. Ich freue mich über jede Stunde, die ich allein mit mir verbringen darf. (Anmerkung: Es ist 01:39 Uhr, alles ruhig.)

 

Wir sehen uns nachher zur Lagebesprechung. Ich sehe der gemeinsamen Raumbeschreitung für den begehbaren Social Media Post mit großer Freude entgegen. Lieber Gruß in die Nacht, Deine Maike

 

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