#177

Liebe Maike,

ich hoffe doch sehr, dass es Euch allen besser geht. Dass wir nicht immer gleichermaßen unterwegs sind, das kommt vor, oder? Offensichtlich hat mich ein Anflug von „erst machen und dann denken“ ereilt. Ich sah eine Möglichkeit, unseren Wunsch (hier bin von gleichermaßen ausgegangen), wieder auszustellen, umzusetzen und schlug zu. Als ich „heiße Nadel“ las, setzte für einen kurzen Moment die Schnappatmung ein und es tut mir leid, dass ich Dich da offensichtlich nicht gut abgeholt und auch nicht mitgenommen habe. Wenn ich ehrlich bin, bin ich ziemlich neugierig darauf, was wir am Ende präsentieren werden und ich bin gleichzeitig auch überzeugt davon, dass es gut sein wird. Ich empfinde unsere Zusammenarbeit als wohltuend. Einmal angefangen nehmen unsere Projekte Gestalt an und ähm! ich weiß nicht, wie es in Worte kleiden soll: werden lebendig? bekommen eine Seele? Auf eine für mich sehr angenehme Art und Weise, weil das (Mensch) SEIN im Fokus neben all dem sachlich-organisatorischen Kladderadatsch steht. Ich hoffe es kommt bei dir an, was ich meine.

Dank Dir habe ich mal versucht, meinen unbeseelten Dummy (wie Du ihn, wie ich finde, liebevoll getauft hast) besser kennen zu lernen. Ich möchte, dass wir MACHEN, egal was wir tun werden, einfach weil wir es KÖNNEN und WOLLEN. Gedanklich bin ich gerade dabei, mich zunehmend freier zu machen und herauszufinden, was es denn nun ist, was ich tun möchte. Mit Dir versteht sich! Dabei ist es natürlich, wie schon so oft und immer wieder, dass das eingeschränkt sein, insbesondere von außen kommend, nicht so ohne Weiteres abzustellen ist. Der unbeseelte Dummy ist, denke ich, meine Zweifel und meine Unsicherheiten, die aufploppen, wenn ich z.B. denke: Lass uns doch die Ostsee für ein halbes Jahr umrunden. Scheiß die Wand an.

Kann ich das tun? Ich zweifle nicht an unserer Fähigkeit, das hinzubekommen, aber dann wird es kompliziert. Warum verwehre ich mir das zu tun, wenn ich doch Bock drauf habe? Was steht dabei aus mir heraus im Weg und was ist das gesellschaftliche Korsett, was ich dabei zu tragen haben?

Und da stehen sie wieder ganz klar und deutlich vor mir, meine Glaubensätze. Andere Klamotten an, deshalb nicht gleich erkennbar und scheinbar unverändert. Ich schreibe scheinbar, weil jedes Mal, wenn sie vorbeischauen, es am Ende doch auch wieder anders war. Aktuell spüre ich ganz massiv, dass ich mich vom viel zu engen gesellschaftlichen Korsett - insbesondere dem vom Patriarchat zusammen gestrickten Teil - entledigen möchte. Da habe ich so überhaupt keinen Bock mehr drauf. Es ist im 21. Jahrhundert auch schlichtweg aus der Mode gekommen und gehört in die Altkleidersammlung oder sollte ich besser Altherrensammlung sagen? Für Gleichstellung um die Ostsee mit Etappen just for Woman only. Lass das bitte weiterdenken. Und was unsere Ausstellung angeht: Ich teste mal den Create Stift. Mal telefonieren?

Komm gut und vor allem gesund in die neue Woche. Liebevoll, Melanie

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