#175

 Meine liebe Maike, ich habe das Gefühl, was unsere gemeinsame Zukunft angeht, bin ich grad die Verhinderin vorm Herrn. Die Spaßbremse. Und von der, von dir beschriebenen Brillianz in #174 spüre ich so rein gar nichts. Gleichzeitig weiß ich das mein Gefühl mich gerade trübt. Denn zu tiefst empfundene Traurigkeit regiert mein Innenleben und ich versuche mit Leere, also am besten nichts fühlen, diesem Gefühl den Raum zu nehmen. Ich schätze, ich habe einfach auch keine Lust, mir wieder die Augen aus dem Kopf zu weinen, denn auch das ist einfach nur scheisse anstrengend. Trauer ist ein Arschloch, erwähnte ich das schon? Und dabei weiß ich aktuell nicht ob es wirklich die Trauer ist. Ich hatte ein wirklich schönes Wochenende mit wundervollen Begegnungen, großartigem Austausch und ja, gekrönt wurde dies von einer tollen Wahlparty und weiteren guten Begegnungen. Gerade das unbeschwerte Miteinander, nach anfänglicher, ich behaupte mal Corona-bedingter Distanz, weckt ganz viel in mir. Die Sehnsucht nach Geborgenheit, körperlichen Berührungen - und ich meine hier nicht die Sex-Jeschichte sondern das simple sich im Austausch in den Arm nehmen oder wie sonst auch immer berühren - .fehlen mir unheimlich. Und da schwingt halt immer noch Corona mit. Die Pandemie ist nicht vorbei. Ich für mich habe den Eindruck, ich bewege mich zwischen (ich sag jetzt hier mal normaler) Nähe und der (hier nenn ich es Corona) Distanz auf einem schmalen Grat und werde durch solche Begegnungen angefixt, von dem wie es tatsächlich vor dem Auftreten des Virus war und habe Angst, dass es wieder anders kommt und damit halte ich mich lieber mal auf Distanz. Bescheuert oder? Dabei erlebe ich wie eine Gefühls-Ketten-Explosion-Reaktion in mir losgetreten wird. Spürbare Nähe (weißte, eine Hand im Gespräch auf dem Rücken gelegt z.B.), das warme Gefühle dabei weckt die Sehnsucht nach Geborgenheit und dann das Spüren des Verlustes. Verlust auf so vielen verschiedenen Ebenen. Und just in dem Moment schießen mir wieder die Tränen mit voller Wucht in meine Augen und ich sitze auf meinem Sofa und möchte in den Arm genommen werden. Aber hier ist niemand. Noch nicht einmal mein Kater ist in der Nähe und mein Papa wird es nie wieder tun. What the hell. Zur Traurigkeit gesellt sich Einsamkeit. Ich hätte jetzt gern die Leere zurück bitte. Ich geh auf Distanz zu mir. Und vielleicht liegt genau darin der Hase im Pfeffer begraben. Das habe ich die letzten 1 ½ Jahre gut trainiert, ja trainieren müssen – dank Corona. Das Fiese: nicht nur ich, sondern irgendwie auch wir alle. Das passt zu einer Erkenntnis vom LiN-Wochenende: Nämlich, dass uns das gemeinsam sind wir stärker abhanden gekommen ist. Zurück zu mir. Message to myself: Gemeinsam bist Du stärker. Spieki, in diesem Sinne! Ich bin mit fein mit Deinem Coach-Vorschlag. Denke das passt. Liebevoll und irgendwie noch liebebedürftiger, Melanie

 

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