#174

Liebe Melanie,

ganze zehn Tage sind seit Deinem letzten Brief an mich vergangen. Zehn Tage! Da habe ich mich jetzt gerade erschrocken. Wo bitte ist die Zeit hin? Und wieso habe ich nichts geschrieben? Ich bin doch gedanklich die ganze Zeit mit uns und unserer Vision beschäftigt, gemeinsam Chefinnen zu werden.

Erstens: Wir haben uns gesehen und gemeinsam ein bombastique fantastique Wochenende miteinander verbracht. Das tat sehr gut! Da wollte ich gar nicht an den Rechner.

Zweitens: Ich habe meinen Fokus rein von der Innenschau auf den Machen-Modus geshiftet. Da gibt es gerade ein wohltuendes Maß an Aufbau-Arbeit zu leisten. Sowohl für die [klugenGÖREN] als auch für den Stadtelternrat. Ich darf wieder initiativ tätig sein. Was ich einfach super finde. Einfach mal loslegen mit was. Und da ist dann nicht wirklich jemand, der mich ausbremst. Weites Feld, eigene Ideen umsetzen. Großartig.

Obwohl das ja so auch im Grunde gar nicht stimmt. Ständig geht es an keiner Stelle wirklich weiter. Die ganze Zeit ist irgendetwas, was erst noch bearbeitet werden will. Und alle anderen geben die ganze Zeit ihren Senf zu meinen Ideen dazu. Und dabei ändert sich permanent die Herangehensweise. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich es genieße, mich dennoch dabei nicht ausgebremst zu fühlen. Ich bin so überrascht von diesem massiven Unterschied in meiner Denke. Da stellt sich eine gewisse Wunsch-Geschwindigkeit ein, mit der ich unterwegs sein möchte. Geil, oder? Irgendetwas habe ich kapiert. Das fühle ich. Was mag das nur sein? Ich kann auf einmal sehr geschmeidig und irgendwie larger than life sein.

Wenn andere sich bei inhaltlichen Themen uneinig sind, kann ich aufeinmal sehen, dass die sich uneinig sind und eventuell meine Hilfe anbieten. Aber nur, wenn ich wirklich Zeit und Lust dazu habe. Was der extrem springende Punkt ist. Alles kann, nix muss. Früher hätte ich mich wahrscheinlich aufgeregt, dass die linke Hand nicht weiss, was die rechte tut und wäre gefrustet innerlich abgesprungen. So sehe ich eher, dass es inhaltlich hakt und sich dadurch zeigt, was erst noch bearbeitet werden will. Womit die Herangehensweise klar wird. Und dann kann ich auch wieder geduldig sein, denn der Pfad liegt ja klar da, dann ist egal, wie langsam wir gehen. One Brocken at a time. Und dann immer nur mal den nächsten Brocken ausräumen. So macht mir Mitgefühl auch wieder total viel Spaß, weil ich den anderen, dem meine Agenda ein Brocken ist und dessen Agenda mir Brocken ist, dann einfach ganz anders sehen kann. Und das fantastische: Der und ich - wir haben nichts zu verlieren, wir haben nur zu gewinnen. Denn irgendwo ist dem sein Brocken genau meiner und GEMEINSAM kriegen wir EINEN Brocken besser ausgeräumt als ALLEINE ZWEI. Die ja nur gefühlt zwei sind. Bäm! Vielleicht muss ich gar nicht mehr innerlich immer wieder damit liebäugeln, dass ich die Mediatorenausbildung machen muss, um mein Potential leben zu können, gut in Konflikten zu sein. Vielleicht muss ich einfach nur mal weiter Projekte against all odds anleiern. Da hat mir übrigens unser Instagram-Vorstellungs-Post nochmal ganz klar vor Augen geführt, was wir für brilliante Projekt-Management-Uschis sind und das im Grunde schon über Jahrzehnte.

So, meine Liebe, in diesem Sinne eine großartige Wahlparty am Sonntag, falls wir uns vorher nicht wieder geschrieben haben.

Kuss, Maike

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