#173

Liebe Maike, ich habe, wie ja heute am Telefon schon kundgetan, mit einem bunten Strauß an Gefühlen zu tun.

Der Einzug in den Rat der Stadt ist mir nicht geglückt und sorgt eben für die doch stark niedergeschlagene Stimmung. Meine Augen sprechen Bände. Warum zieht mich das so dermaßen runter? Und was ist es, was dabei eigentlich zum Vorschein kommt? Glaubenssätze! Das Fiese finde ich, dass sie immer wieder auftauchen und das in einem anderen Gewand. Als würde es nicht ausreichend sein, dass ich traurig darüber bin, es nicht geschafft zu haben. Ist doch legitim und auch ein Brett, was verdaut werden mag. Nein, da mischen sich dann noch Selbstverzweifel, Versagensängste, Scham, Schuld, Trotz, Wut, Einsamkeit dazu. Also eine Palette unbequemer Gefühlslagen, die nahezu im stetigen Wechsel mein Emotionskarusell am Laufen halten. Auch wenn mein Kopf sehr gut meine Gefühlslagen meinen Glaubenssätzen zu ordnen kann, krieg ich das Karusell nicht angehalten und sehne mir den morgigen Tag herbei, wohl wissend, das sich dann alles anders anfühlen wird. Aushalten also! Nein, das hast du gerade am Telefon schön anders dargestellt: Annehmen und wertschätzen, so meine Übersetzung, schließlich sind es Schutzmechanismen. Bin ich trotzig oder wütend auf wen anders, ist es eindeutig erträglicher für mich. Ich mag das Jahr nicht! Und den Einzug in den Rat zu verpassen (in meinem Kopf eher: zu verkacken, was hast du dir gedacht, mund ganz schön vollgenommen, nie wird jemals wieder etwas gut usw.), setzt dem ganzen grad die Krone auf und dabei denke, ach du Scheisse, das Jahr ist echt noch mal genauso lang, wie die beschissenen letzten 4 Monate und das macht mir Angst. Heute ist einfach so´n Tag, wo ich meine, nichts mehr (er)tragen zu können. Jahr hör auf, bitte! Ach, Maike, ich habe zum Wochenstart so wenig positive Worte. Ein Tschakka, bumtäh will heut nicht. Morgen! Morgen, weiss ich, siehts anders aus. Es ist so gemein, das mein Hirn meint denken zu müssen, wäre ich reingekommen, wäre mein Papa verdammt stolz auf mich. Gleichzeitig weiss ich, dass der Umkehrschluss hier nicht greift. Dennoch schmerzt es. Gleichwohl ich weiss, dass es dabei nicht um meinen Vater, sondern einzig und allein um mich und meine Glaubenssätze dreht. Um deine Frage "Was machst Du da draus?" aus #172 zu beantworten. Glaubenssätze sind ein Arschloch.

Und um meiner Wut den Raum mal zu geben: Nicht nur die. *lach*

Ich gehe jetzt und koche mich in der Sauna runter. Ich schecke mal die in Seesen. Hab ja sonst nix zu tun. Oh Gott. Spieki, ich bin dir so dankbar das du da bist für mich. Kuss, Melanie

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