#172

Liebe Melanie,

da habe ich doch tatsächlich ein paar Tage mit mir herumgehadert, was ich Dir schreiben kann. Kann ich überhaupt irgendetwas von mir erzählen? Mein Leben fühlt sich gerade so fad an. Will ich meine Zweifel preisgeben? Es wäre so wichtig, auch darauf auf jeden Fall ein Schlaglicht zu werfen. Was bringen all die [klugSCHEISSEREIEN]  - kurze Lachpause - zum Thema "die eigenen Blockaden und limitierenden Glaubenssätze aufspüren", wenn ich selbst da keine Lust habe, hinzusehen? (Zu anstrengend, zu niederschmetternd.)

Allerdings habe ich auch die ernüchternde Beobachtung gemacht, dass ich auf Zweifel anderer Menschen mit Mutlosigkeit reagiere. Und jetzt kommts: Ich möchte niemanden damit belasten, durch meine Zweifel mutlos zu werden. Und schon sind wir mitten im Thema. Wie war das nochmal mit dem sich selbst und den anderen zumuten? Bingo.

Ich sage Dir, wie es ist. Ich leide darunter, dass ich das, was ich in mir spüre, nicht so richtig aus mir raus gequetscht und in Gestalt gebracht bekomme. Da ist unfassbares Unbehagen in mir darüber, nicht so großartig zu können, wie ich mich fühle. Der endlose Nebel des Nochnichtfühlens, des Abgewichenseins. Ich versuche mir einzureden, dass Peter recht hatte und der Kreativitätsmuskel trainiert werden will und ich nichts anderes tun kann, als immer wieder auszuhalten, wenn meine Quintessenz zeitweise keine Form hat. Aushalten bis an die Kotzgrenze. Es ist der Drang, die Form finden zu wollen, der mich aktiviert, immer wieder aufs Neue. Es gibt ihn also diesen Kreativitätsmuskel. Offenbar kann ich es schlecht aushalten, nur innen drin großartig zu sein. Irgendetwas hat sich in mir verändert, dass dies in keiner Weise hinnehmbar ist. Um Deinen Ball mal aufzugreifen, den ich SO GUT fand. In keiner Weise hinnehmbar ist es für mich nämlich, nie da gewesen zu sein. Wo ich doch genau spüre, dass ich es mir schuldig bin, zumindest da gewesen zu sein. Also anwesend. Voll anwesend.

OK, aber wir waren ja bei limitierenden Glaubenssätzen. Was zur fucking Hölle hat es auf sich mit der Mutlosigkeit bei den Zweifeln der andern? Das sind doch erstmal die Zweifel der anderen. Was hab ich denn damit zu tun? Lass die doch zweifeln! Neee, das klappt nicht. Ich krieg ich die berühmte Schnappatmung (#ischbrauchdatriiiiiiechsalzbüdde) und ich bin überfordert. Die emotionale Abwendung der anderen (also deren Zweifel, deren fehlende emotionale Beteiligung) nehm ich dann persönlich, fühle mich in meiner Existenz bedroht und das schlimmstenfalls durch die Menschen, die gerade Zweifeln. Weswegen sie, wenn sie Pech haben, von mir für ihr Zweifeln auf den Sack kriegen. Fight-Response. Also, wenn das mal kein limitierendes Glaubenssystem ist, dann weiss ich es auch nicht! Als dürfte niemand zweifeln. Nein stimmt auch: Keiner darf zweifeln. Alle sollen IMMER emotional anwesend sein. Hilfe. Was schlepp ich denn da fürn Trauma mit mir rum? Also eins, was es mir auf jeden Fall ermöglicht, sehr gut emotional anwesend für die andern zu sein. Und davon auch häufiger mal überfordert zu sein. Nichts steht ja nur allein irgendwo da. All connected somehow. Weniger extrem wäre hilfreich. Und switchen können. Ich darf Zweifel anwesend sein lassen und die anderen dürfen zweifelsohne emotional abwesend sein. Dürfen sie das wirklich? Irgendwas dazwischen ist ja immer mal ganz gut. Das ganze Parkett sehen, um besser tanzen zu können. Und die eigenen Fixierungen bemerken, das könnte vielleicht ein Anfang sein. Scheisse, die Zeit drängt. Ich muss schließen. Ich danke Dir für Dein offenes Ohr. Was machst Du da draus? Aus meiner Ego-Nummer (HAHAAAA, hallo limitierendes Glaubenssystem)?

Dicker Kuss, Maike

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